„Invertimos en Humanidad“ – wir investieren in die Menschlichkeit. Dieser Spruch steht im Logo unter dem Namen und macht deutlich, dass es sich nicht um eine „normale“ ecuadorianische, sondern um eine Bank mit hohem sozialem Anspruch handelt.
Diesen füllt die Banco CODESARROLLO, die „Bank für gemeinsame Entwicklung“, im kleinen südamerikanischen Land Ecuador seit 1998 mit Leben und Taten. Ihre Entstehungsgeschichte reicht noch weitaus länger zurück. Das „Finanzinstitut im Dienste einer volksnahen und solidarischen Wirtschaft“ feiert nun sein Vierteljahrhundert-Jubiläum. Und bietet so der österreichischen Hilfsorganisation Jugend Eine Welt Gelegenheit, ihrem langjährigen Partner nicht nur zu gratulieren, sondern sich auch für den gemeinsam beschrittenen Weg in Sachen „fairer Geldanlage“, bei der die Menschen und nicht die höchstmögliche Renditeerwartung im Mittelpunkt stehen, zu bedanken.
Armut und Kreditwucher
Angesichts der jüngsten Gewaltwelle in Ecuador im Vorfeld der kommenden Sonntag, dem 20. August, stattfindenden ersten Runde der vorgezogenen Präsidentschaftswahlen, scheint ein Jubiläums-Spruch der Banco fast ein wenig zu leiden: „25 años de creer en la linda gente de Ecuador“, also „25 Jahre Glaube an die wunderbaren Menschen Ecuadors“, für die alle man die Bank weiter ausbauen will. Die aktuelle Drogen- und Korruptionskrise weckt den Eindruck, alle EcuadorianerInnen seien darin verwickelt, was natürlich nicht stimmt. Millionen Ecuadorianer und Ecuadorianerinnen sind hart arbeitende, großzügige und gastfreundliche Menschen mit einem großen Willen, das Bestmögliche für sich und ihr Land zu erreichen.
„Das Institut ermöglicht vor allem der armen Bevölkerung im Land Zugang zu leistbaren Finanzdienstleistungen, die diese in der Vergangenheit kaum bekommen haben“, fasst Reinhard Heiserer, Geschäftsführer von Jugend Eine Welt, das „Geschäftsmodell“ der Banco CODESARROLLO kurz zusammen. Ein Modell, dessen Ursprung in der „Mutter-Organisation“, dem „Fondo Ecuatoriano Populorum Progressio“ (kurz FEPP) wurzelt.
Der FEPP, eine kirchliche, von der ecuadorianischen Bischofskonferenz gestützte Einrichtung zur Förderung der ländlichen Entwicklung, wurde im Jahr 1970 gegründet. Als Gründungsvater gilt Monsignore Cándido Rada (1995†). „Damals sprach noch niemand von leicht zugänglichen und leistbaren Krediten für die Armen, weder in Ecuador noch in ganz Lateinamerika“, erinnert sich Giuseppe „Bepi“ Tonello, langjähriger „Motor“ im FEPP sowie amtierender Präsident des Verwaltungsrats der Banco CODESARROLLO. Lediglich Kredithaie – die ihrerseits immer Zugang zu Banken gehabt hätten, während die Armen nicht einmal bei der Türe hereingelassen worden seien – vergaben Geld. Zu entsprechend horrenden Konditionen.
Statt Militär die Armen fördern
Ausbeutung durch Großgrundbesitzer, schlechte Ernährung, mangelnde Bildung, niedrige Produktivität, wenig Know How im Veredeln von landwirtschaftlichen Produkten – all das ließ die Menschen in den Dörfern am Land in tiefster Armut leben. Angeregt auch durch die Enzyklika „Populorum Progressio“ von Papst Paul dem VI, in der die Regierungen dieser Welt aufgefordert wurden, Militärausgaben zu reduzieren und die eingesparten Mittel für Fonds zur „Entwicklung der Völker“ zu verwenden, begann der FEPP in den 1970er-Jahren seinen Kampf gegen die Armut. Einerseits durch die Vergabe von Kleinkrediten an Bauernfamilien, um sie so in die Lage zu versetzen, die Herstellung ihrer Produkte zu verbessern und deren Verkauf in großen Städten zu organisieren. Andererseits um Produktions- und Vertriebsgenossenschaften zu fördern, damit insbesondere die ländliche Bevölkerung, ArbeiterInnen und Indigene Gemeinschaften unternehmerisch tätig und so wirtschaftlich auf eigenen Füßen stehen können.
In den vergangenen Jahrzehnten wurden hunderte verschiedene Förder-Programme für Klein- und Mittelbetriebe aufgesetzt, Schulungen, Berufsausbildungen, Umweltprogramme, technische Beratungen angeboten sowie Betriebsmittel, Saatgut, Werkzeug und Ausrüstung und noch vieles mehr für die „KlientInnen“ bereitgestellt. Heute firmiert die „Grupo Social FEPP“(zu Deutsch „Ecuadorianischer Fonds für den Gemeinschaftlichen Fortschritt“) als eine der wichtigsten Entwicklungsorganisationen Ecuadors, speziell für den ländlichen Raum.
Vom Kleinkreditfonds über den Sparverein zur Bank
„Das Senfkorn und die Hefe des Evangeliums waren jene umgerechnet 2000 US-Dollar, die je zur Hälfte die Salesianer Don Boscos und die Don Bosco Schwestern Ecuadors Monsignore Rada zu dessen 25-jährigem Bischofsjubiläum geschenkt haben“, erzählt „Bepi“ Tonello gerne. Es war das Startkapital für das Kreditvergabe-Programm des FEPP.
Dieses Geschäftskapital wurde im Jahre 1998, als der Finanzierungsbereich aus dem FEPP herausgenommen und verselbständigt wurde, in die dafür neu gegründete Spar- und Kreditgenossenschaft „Desarrollo de los Pueblos“ (Entwicklung der Menschen) eingebracht. Und wanderte, so Tonello, schließlich 2014 mit der Umwandlung der Kooperative in die Banco CODESARROLLO in deren Grundkapital. Die Ziele der Banco sind, so Tonello, dieselben geblieben, wie damals zur Gründung des FEPP.
1,3 Milliarden Dollar oder „Laudato Si“ in der Praxis
Die Banco sieht sich demnach als Bank der Volks- und Solidarwirtschaft, die finanzielle Mittel in Form von leistbaren Krediten zur Verfügung stellt. Man ist also eine Bank für die Menschen, für Familien und auch für soziale Organisationen, die sich bemühen, die „Probleme der wieder wachsenden Armut, der Arbeitslosigkeit, der mangelnden Sicherheit friedlich und ökologisch-wirtschaftlich zu lösen“. Die Banco arbeitet deshalb eng mit Genossenschaften, indigenen Gemeinschaften, Verbänden, Netzwerken und Konsortien zusammen. Mit 21 Zweigstellen und den jeweiligen Beratern ist sie fast flächendeckend in Ecuador vertreten.
„Zur Förderung einer ganzheitlichen, nachhaltigen und gerechten Entwicklung spielt der leistbare Kredit eine grundlegende Rolle – er fördert die Kreativität, die Verantwortung, den Arbeitswillen und das Selbstwertgefühl der EmpfängerInnen“, sagt Giuseppe Tonello. Wie die „Reichen und Großen“ brauchen auch die „Armen und Kleinen“ Zugang zu Kapital und dürfen nicht allein mit Spenden und „Brosamen“ abgespeist und von der Wirtschaft, die Allen dienen soll, ausgesperrt werden. Das „Buen vivir“, das „Gute Leben für Alle“ ist Vision und Auftrag seit Bestehen des FEPP.
So habe die Banco CODESARROLLO in den „ersten 25 Jahren ihres Bestehens“ gut 700.000 Menschen durch die Vergabe von Krediten in Höhe von 1,3 Milliarden Dollar geholfen. Finanzhilfen, die oft das entscheidende Instrument zur Überwindung von Armut und die Basis für Gründung und Ausbau von Familien- und Genossenschaftsbetrieben sind. Zugleich werden damit auch Arbeitsplätze und Zukunftsperspektiven vor allem für junge Menschen geschaffen. Insgesamt verwaltet die Banco derzeit rund 250 Millionen Dollar und zählt zu einer der führenden Privatbanken Ecuadors im Bereich von Mikrokrediten und Genossenschaftsdarlehen.
Bepi Tonello, der ursprünglich aus Italien stammende Mitbegründer und Präsident der Bank, ist eigentlich schon längst in Pension, aber als „die treibende Kraft“ immer noch aktiv in der Bank tätig. Anlässlich des Besuchs von Papst Franziskus 2015 in Ecuador bezeichnete die Catholic-News-Agency Tonello als „Der Mann, der ‚Laudato Si‘ in die Praxis umsetzte – 40 Jahre bevor die Enzyklika formuliert und veröffentlicht wurde!“
Ein Backofen als Start in die Selbständigkeit
Drei Praxis-Beispiele aus jüngster Zeit geben einen kleinen Einblick in das breitgefächerte „Kredit-Portfolio“ der Banco CODESARROLLO. „Durch die Banco habe ich es geschafft, meine landwirtschaftliche Produktion zu vergrößern und mehr Land zu kaufen“, berichtet Kunde Geovanny Alguavil aus Santo Dómingo de los Tsátchilas. Luz Elena Galarza Paredes aus Puembo erwarb mit einem Kredit ihren ersten Brotbackofen und eröffnete ihre eigenen Bäckerei. Die Geschäfte gingen gut, der Betrieb wurde erweitert und heute führt Luz Sohn die Bäckerei und das kürzlich neu dazugekommene kleine Café.
Mit einem Kredit über 200.000 US-Dollar wurde in der Provinz Azuay der Bau einer neuen Anlage zur Trinkwasseraufbereitung finanziert. Mit sauberem Wasser sorgt die Anlage für eine bessere Lebensqualität von mehr als 12.000 Menschen in der Region.
Unterstützung aus Österreich
Ihre Mittel erhält die Banco CODESARROLLO in Form von Eigenkapital, Sichteinlagen und Festgeldern hauptsächlich von natürlichen und juristischen Personen aus Ecuador und zu einem kleineren Anteil durch mit ihr verbundenen Partnern dem Ausland. Insgesamt hat die Bank 903 GesellschafterInnen („accionistas“, Stand Dezember 2022). Darunter 42 ecuadorianische Organisationen der solidarischen Finanzwirtschaft, 22 ecuadorianische NGOs, zwei Firmen, 27 europäische, ethisch-solidarische Finanzinstitutionen (aus Italien, Frankreich und Österreich) sowie 779 natürliche Personen aus Ecuador und 33 aus Italien, Deutschland und Österreich.
Jugend Eine Welt unterstützt die Aktivitäten der Banco CODESARROLLO, die seit 2020 Mitglied im Netzwerk „Global Alliance for Banking on Values“ (GABV) ist, bereits seit vielen Jahren. „Sie ist Teil der Gemeinwohl-Bewegung in Ecuador, hilft den Menschen und finanziert überwiegend Projekte im Rahmen der solidarischen Wirtschaft, die sozial und ökologisch verträglich sind“, begründet Geschäftsführer Reinhard Heiserer das Engagement seiner Organisation aus Österreich. Über die Don Bosco Finanzierungsgesellschaft (eine gemeinnützige Tochtergesellschaft von Jugend Eine Welt international) wird etwa hierzulande an Entwicklungszusammenarbeit interessierten Kapitalgebern eine ethisch-nachhaltige Geldanlage angeboten. Die Banco kann beispielsweise mit einer Festgeldveranlagung unterstützt werden. Oder man beteiligt sich als GesellschafterIn. Heiserer: „Wer unternehmerisches Handeln fördern und Vertrauen in diese bewährte lokale Entwicklungsorganisation in Ecuador hat, sollte sich ein finanzielles Engagement näher ansehen und prüfen. Gerne stellen wir nähere Infos unserer ecuadorianischen Partnern zur Verfügung und vernetzen interessierte Akteure.“
18.08.2023
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