5. Oktober 2019 | Am heutigen Weltlehrertag würdigt Jugend Eine Welt die engagierten Lehrer und Lehrerinnen in Don Bosco Bildungsprojekten weltweit und erinnert an die zahlreichen Herausforderungen, mit denen sie tagtäglich zu kämpfen haben.
Dabei geht es nicht nur um materielle Sorgen, wenn die finanziellen Mittel nicht ausreichen, um beispielsweise die Heizung oder Schulmahlzeiten für hungrige Kinder bezahlen zu können. Immer wieder sind unsere ProjektpartnerInnen auch in menschlicher bzw. pädagogischer Hinsicht gefordert. Haben sie es doch häufig mit Kindern und Jugendlichen zu tun, die aus allerärmsten Verhältnissen stammen bzw. schon in jungen Jahren Gewalt und Vernachlässigung erlebt haben. Oberstes Ziel ist, ihnen mit Liebe zu begegnen, ihre Potenziale ganzheitlich zu fördern und ihnen über Bildung und Ausbildung den Weg in ein gelungenes Leben zu ebnen.
In der Folge berichten Don Bosco Schwester Georgette von der Bergschule Qartaba im Libanon sowie Salesianerpater Carlos Manuel Barrios und Juan Pablo Sandoval vom Bildungsprojekt „Don Bosco Ciudad“ in Medellín/Kolumbien von aktuellen Herausforderungen - stellvertretend für viele andere Jugend Eine Welt-ProjektpartnerInnen, die mit unserer Unterstützung tagtäglich kleine und große Wunder möglich machen.
Sr. Georgette: „Unsere Bergschule ist wichtiger denn je“
Das mitten in den Bergen gelegene Qartaba ist der älteste Sitz der Don Bosco Schwestern im Libanon. „Vor einigen Jahren wollten wir die Schule eigentlich schließen, es gab zu wenige Schüler. Doch dann strömten innerhalb kürzester Zeit 1,5 Millionen syrische Flüchtlinge ins Land und die Klassen waren plötzlich wieder voll. Heute ist unsere Bergschule wichtiger denn je“, berichtete Schuldirektorin Schwester Georgette bei einem Besuch von Jugend Eine Welt-Mitarbeiterinnen im Sommer 2019.
Derzeit werden 210 syrische und 70 libanesische Kinder von insgesamt 14 LehrerInnen betreut – schon allein dieser Betreuungsschlüssel ist eine Herausforderung. Eine weitere ist die Finanzierung der Schule: Für die libanesischen Kinder gibt es von der Regierung eine finanzielle Unterstützung, für die syrischen Kinder leider nicht. „Eigentlich müssten sie Schulgebühren bezahlen. Aber die meisten Familien können sich das nicht leisten und wir erlassen ihnen die Gebühren. Deshalb sind die Gehälter für unsere LehrerInnen sehr niedrig und wir können uns zum Beispiel keinen Sport- oder Musikunterricht leisten“, so Sr. Georgette, die Namen und Geschichte jedes einzelnen Kindes an ihrer Schule kennt. Auch die Schulgröße ist ein Problem. „Leider reichen unsere Klassenräume für die Menge der unterrichteten Kinder nicht aus. Wir möchten aber niemanden wegschicken. Darum müssen manche Kinder im Gang oder in der Versammlungshalle unterrichtet werden“, erzählt Sr. Georgette. Eine weitere Herausforderung ist, dass drei Schulklassen nicht separat begehbar sind. „Wenn ein Kind während des Unterrichts auf die Toilette gehen möchte, muss es leider zwei andere Klassen durchqueren und dort den Unterricht stören“, bedauert die Schuldirektorin.
Vieles in der alten Bergschule Qartaba könnte besser sein. Doch für die engagierten Don Bosco Schwestern ist am Wichtigsten, dass der laufende Schulbetrieb gesichert ist, die Kinder im Winter nicht frieren müssen und der Unterricht weitergehen kann. Jede auch noch so kleine finanzielle Unterstützung hilft ihnen dabei sehr.
Pater Carlos: „Kindersoldaten sind wieder ein Riesenproblem“
Ganz andere Sorgen hat Pater Carlos Manuel Barrios, Direktor von „Ciudad Don Bosco“ im kolumbianischen Medellín, der Jugend Eine Welt im September gemeinsam mit seinem Mitarbeiter Juan Pablo Sandoval in Wien besuchte. „Alle rekrutieren jetzt wieder Kindersoldaten. Die mächtigen mexikanischen Kartelle geben Geld dafür. Und wir haben ein Riesenproblem.“
Wiederholt wurden in den vergangenen Monaten Kinder und Jugendliche von Regierungstruppen an der Front aufgegriffen und zu Don Bosco gebracht, manche sogar mit frischen Schussverletzungen. „Es ist sehr schwierig, mit diesen Kindern zu arbeiten“, erzählte Juan Pablo Sandoval. „Viele haben einen Vater, der bei der Guerilla war. Manchmal waren auch beide Eltern dort oder sie wurden getötet. Die Kinder haben von Geburt an nichts anderes erlebt als die Guerilla, sie gibt ihnen eine Art Gemeinschaftsgefühl. Wir versuchen, sie wieder mit sich selbst und ihrer Umwelt zu versöhnen, ihren Hass in Liebe zu verwandeln. Aber das geht nicht von heute auf morgen.“
Immer mehr indigene Kinder entführt
Besonders tragisch ist das Schicksal von Kindern aus indigenen Familien, die in letzter Zeit verstärkt von der Guerilla entführt und zu Kämpfern ausgebildet werden. Sie stammen aus entlegenen Regionen im andinen Hochland, sind wenig selbständig, da sie behütet in Großfamilien aufgewachsen sind und sprechen meist kein oder nur wenig Spanisch, sondern verschiedene indigene Sprachen. Einmal in „Ciudad Don Bosco“ eingetroffen, müssen sie zuerst halbwegs gut Spanisch lernen, bevor sie dem Unterricht in der „Normalschule“ folgen können. Und leider kann auch psychologische Hilfe, die für ehemalige Kindersoldaten besonders wichtig ist, derzeit nur auf Spanisch gegeben werden.
Pater Carlos und sein Team sind zuversichtlich, auch den neu eingetroffenen Jugendlichen helfen zu können, wie schon mehr als 1.500 ehemaligen Kindersoldaten seit dem Start des Hilfsprogramms im Jahr 2003. Für sie ist Erziehung vor allem „eine Sache des Herzens“, wie es Ordensgründer Don Bosco formuliert hat. Und wie alle LehrerInnen und PädagogInnen, die heute in mehr als 130 Ländern die „Pädagogik der Vorsorge“ mit Leben erfüllen, setzen sie auf Liebe, Güte, Respekt und Freiwilligkeit. „Nicht nur heute am Weltlehrertag möchten wir die einzigartige Leistung aller Lehrer und Lehrerinnen würdigen, die unter unvorstellbar schwierigen Bedingungen arbeiten“, so Jugend Eine Welt-Geschäftsführer Reinhard Heiserer. „Sie verdienen unser aller Unterstützung und Wertschätzung.“
Ihr Browser oder dessen Version ist veraltet und diese Seite damit nicht darstellbar. Bitte besuchen Sie unsere Seite mit einem aktuellerem Web-Browser. Auf der Webseite browsehappy.com finden Sie eine Auswahl an aktuellen Web-Browsern und jeweils einen Link zu der Herstellerseite.