9. April 2020 | Vor wenigen Tagen schrieb uns die Tiroler Don Bosco Schwester Hanni Denifl ausführlich über die Lage in Abidjan, Elfenbeinküste. Seit vielen Jahren leistet sie hingebungsvolle Arbeit für benachteiligte Kinder und Jugendliche in Westafrika. Das Virus ist nur mit wenig Verspätung in Westafrika angekommen. Als gelernte Krankenschwester ist Sr. Hannis Wissen um Aufklärung und Krankenpflege derzeit besonders gefragt. In ihrem Bericht beschreibt sie wie die Don Bosco Schwestern mit der angespannten Situation in Abidjan umgehen.
Ich danke euch ganz herzlich für die Nachrichten, die immer wieder aus der Heimat kommen. Hoffentlich seid ihr soweit alle gesund und schützt euch gut vor dem Coronavirus. Gestern ist in den französischen Nachrichten bei uns das Land Österreich mit seinen Maßnahmen als exemplarisch gezeigt worden. Hoffen wir, dass die Trendwende zum Abklingen der Krankheit anhält.
Bei uns nimmt Covid-19 gerade so richtig Schwung auf. Wir hatten am 11. März den ersten offiziell erklärten Infizierten, der ein paar Tage vorher (am 7. März) eingeflogen kam. Seither sind immer ein paar Fälle dazugekommen. Doch seit zwei Wochen wird’s immer schlimmer und die letzten sechs Tage sind fast explosionsartig 190 Fälle dazugekommen. So sind wir heute Morgen auf dem Stand von 384 Infizierten, davon 3 Toten und 48 Genesenen.
Schon seit Dienstag, 17. März, sind bei uns alle Schulen, Kindergärten, Universitäten zu. Kirchen und Moscheen durften vorerst 50 Personen zulassen, jedoch kurz darauf wurden auch diese geschlossen. Es finden in den Pfarren keine Messen statt.
Wir haben hier in der Gemeinschaft das Glück, dass immer ein Salesianer, sie sind unsere Nachbarn, zum Messe feiern kommt. Für Ostern sind nur einfache Messen vorgesehen, keine gesamte Osterliturgie, auch kein Osterfeuer. Die Bischöfe hier haben dieselben Anweisungen wie in Europa.
Wir Schwestern versuchen, uns an Richtlinien zu halten, die Ausgänge haben wir sehr eingeschränkt, tragen dabei Masken. Abstand einhalten ist manchmal etwas schwierig, vor allem im Heim mit den Kleinen unmöglich einzuhalten. Im Heim haben wir 22 Mädchen, die zwei Erzieherinnen und die Sozialarbeiterin kommen vorläufig noch regelmäßig. Wir haben viel Sensibilisierung betrieben, die Mädchen sind gelassen, es herrscht eine gute Atmosphäre. Die Tage haben wir voll mit Programm ausgefüllt, sie langweilen sich nicht! Auch wird gelernt!
Die Schwestern, die sonst in der Schule arbeiten, finden auch genug Arbeit, Dekorieren für Ostern, Internet-Kontakte pflegen …
Das Land hat die Grenzen seit 22. März zu, es gehen auch keine Flüge mehr, deshalb erhalten wir auch keine Post mehr. Und es kommt schon jetzt zu Engpässen von Medikamenten und Nahrungsmitteln, viele Geschäfte sind leergekauft. Auch Abidjan ist seit vorigem Sonntag abgesperrt, Reisende dürfen nicht mehr ins Innenland reisen oder von dort kommen. Jedoch war dies schon zu spät, denn schon viele Infizierte hat man in allen Teilen der Elfenbeinküste ausgemacht, wobei derzeit noch 90% der Infizierten in Abidjan sind.
Im ganzen Land herrscht von 21 Uhr bis 5h Früh Ausgangssperre. Dies nutzen Banden aus, um ihr Unwesen zu treiben. Vor einer Woche wurden einem Schneider bei einem Überfall beide Hände mit einer Machete amputiert. Vor drei Tagen haben aufgebrachte Leute im Stadtviertel Yopougon ein errichtetes Gebäude als Anlaufstelle für eventuell Erkrankte niedergerissen und zerstört. Sie waren nicht informiert und sind der Meinung, dass alle in der Nachbarschaft angesteckt werden. Viele Leute sind auch uneinsichtig und missachten Richtlinien, manche haben die auferlegte Quarantäne nicht eingehalten und somit andere angesteckt.
Es herrscht auch Panik, weil das Gerücht umhergeht, dass bei den Afrikanern eine Impfung ausprobiert werden soll, die jedoch zum Tod führt, Fotos von Toten zirkulieren schon, die Stimmung ist deshalb auch entsprechend.
Bei uns in Koumassi hat die Gemeinde den Markt niedergerissen, dies war schon in baldiger Zukunft geplant, doch das Coronavirus hat dies beschleunigt. Für viele ist somit ihre Existenz bedroht, da sie keinen Platz mehr haben, um Kleinhandel zu betreiben. Auch wir finden kaum mehr Gemüse und Obst, alles ist immens teuer geworden.
Das Heim „Foyer Marie Dominique“ gehört einem Netzwerk „Réseau EDR“ (Straßenkinder) an. Wir hatten vor zwei Wochen 3 Sitzungen, wo uns die Regierung in ein Programm der Sensibilisierung von Straßenkindern über das Coronavirus eingeladen hat. Zweck war, noch so viele Jugendliche wie möglich von der Straße wegzubringen. Die Gemeinschaft hat es mir nicht erlaubt, daran teilzunehmen, die Angst unter den Schwestern ist zu groß, dass wir angesteckt werden. Es ist auch gut so, so kann ich mich ganz den Mädchen widmen. Zudem hat die Regierung viel Geld erhalten, womit sie eigenes Personal anstellen kann, meinen meine Mitschwestern. Die Regierung hat tatsächlich auch für die Heime schnelle Unterstützung versprochen, bis jetzt haben wir aber nichts erhalten, außer 5 Säcke Reis und zwei Kanister Flüssigseife als persönliches Geschenk von der Familienministerin (als Wahlpropaganda).
Nun freuen wir uns trotzdem schon auf Ostern. Die Mädchen haben heuer eine besondere Fastenzeit erlebt, vor allem das Gebet stand im Vordergrund, aber auch ein gutes Miteinander war spürbar.
Die Mädchen dürfen am Gebetsleben der Schwestern derzeit nicht teilnehmen, doch ich gestalte mit ihnen immer eigene Gebetsmomente, an denen sie aktiv teilnehmen.
Nun, meine lieben Freundinnen und Freunde in der Heimat, wünsche ich euch noch viel Kraft zum Durchhalten der Maßnahmen und bleibt alle gesund! Und dann ein gesegnetes, frohes Osterfest, jedem in seinem kleinen Kreis!
Die Coronavirus-Krise hat sicher auch ihr Gutes. Die Natur hat sich etwas erholen können, wenn es auch nicht andauern wird, aber wir haben den Unterschied gesehen. Ich habe auch einige Zeugnisse im Internet anhören können, wo Menschen beschreiben, wie sie in dieser Zeit wieder zu Gott gefunden haben. Es ist beeindruckend!
Mögen auch wir noch zu einem tieferen Verständnis der immensen Gottesliebe kommen, so dass der Auferstandene Herr wirklich unsere größte Freude sei!
Im Vertrauen, dass der Herr gut auf uns alle schaut grüße ich euch dankbar und herzlich
Eure Sr. Hanni, fma
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