Jänner 2020 | In Österreich kann man Geld spenden, Blut und Organe, Kleidung und Schmuck, allerhand Mobilien und Immobilien oder ehrenamtliche Mitarbeit. Wer aber einen Arbeitsplatz spendet, läuft Gefahr, sich strafbar zu machen. Die Hilfsorganisation Jugend Eine Welt fordert die neue Regierung auf, hier nachzubessern.
Wer an eine Hilfsorganisation Geld spendet, der erwartet zurecht, dass sein Geld bei jenen ankommt, für die es gedacht ist. Das bringt NGOs in eine schwierige Lage, denn Spenden wickeln sich nicht von alleine ab. Es braucht eine zuverlässige Buchhaltung, ein Sekretariat, kompetente Ansprechpersonen – für Spender und Spenderinnen auf der einen Seite, aber auch für die Projektpartner und -partnerinnen auf der anderen Seite. Es braucht ein Qualitätsmanagement, das sicherstellt, dass entsprechenden Hilfsprojekte auch sinn- und wirkungsvoll sind und Mitarbeitende, die in Projektländer reisen und sich ein Bild machen von der Lage vor Ort. Es braucht FachreferentInnen, die sich mit spezifischen Themen auseinandersetzen und MultiplikatorInnen für Eine-Welt-Themen sind. Und das ist nur ein grober Umriss des Aufwands, den eine Spendenorganisation für Entwicklungszusammenarbeit stemmen muss.
Personalkosten belasten Hilfsorganisationen
„Es ist ein Balanceakt“, weiß Jugend Eine Welt-Geschäftsführer Reinhard Heiserer. „Ich hätte genügend Stellen zu besetzen, aber wir müssen immer schauen, wie wir die Personalkosten vor unseren Spenderinnen und Spendern rechtfertigen können“. Bei der österreichischen Hilfsorganisation, die sich vor allem für weltweite Bildungsprojekte zugunsten benachteiligter Kinder und Jugendlicher einsetzt, achtet man sorgfältig darauf, die Personalausgaben so niedrig wie möglich zu halten. „Aber nicht jede Arbeit eignet sich für eine ehrenamtlich Tätigkeit und es kann auch nicht Sinn der Sache sein, sich weltweit gegen Armut zu engagieren und dann von den eigenen Leuten zu erwarten, in prekären Arbeitsverhältnissen und ohne faire Entlohnung zu arbeiten“, merkt Heiserer an.
Unternehmen könnten helfen
Eine Lösung könnte die Spende von Arbeitsplätzen sein. Unternehmen würden sich bereit erklären, ein Mitglied ihres Teams für die Tätigkeit in einer gemeinnützigen Hilfsorganisation zur Verfügung zu stellen. Der Arbeitgeber bleibt weiterhin das Unternehmen. Es zahlt das Gehalt und die Sozialabgaben, die Arbeitnehmerin oder der Arbeitnehmer sitzt aber im Büro der Hilfsorganisation und arbeitet dort mit. „Ein solches Modell wäre eine große Erleichterung für gemeinnützige Organisationen. Es wäre eine besondere Form der Spende, mit der Unternehmen unsere Arbeit unterstützen könnten, indem sie uns so helfen, unsere Personalkosten niedrig zu halten, aber weiterhin fachlich qualifizierte Arbeit zu gewährleisten und benachteiligten jungen Menschen zu helfen“, ist Reinhard Heiserer überzeugt. Durch eine engere Zusammenarbeit von Wirtschaft und zivilgesellschaftlichen Organisationen könnten so auch neue Arbeitsplätze geschaffen werden.
Gesetz verhindert das Spenden von Arbeitsplätzen
Doch noch ist diese Form der Spende in Österreich problematisch, denn das Überlassen von Arbeitskräften ist im Gesetz streng reglementiert. Wer eine Arbeitskraft spendet, könnte im Falle einer Insolvenz außerdem von Gläubigern geklagt werden. Jugend Eine Welt appelliert an die neue Regierung, hier nachzubessern und Arbeitsplatzspenden möglich zu machen. „Ich bin der festen Überzeugung, dass ein solches Modell viele neue attraktive Möglichkeiten schaffen würde – für Arbeitnehmer und Hilfsorganisationen, aber auch für Arbeitgeber“, so Heiserer. „Wir hoffen auf die Bereitschaft der Regierung, soziales Engagement seitens der Wirtschaft zu fördern und die Gesetzeslage zugunsten von Arbeitsplatzspenden zu verbessern.“
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