Der Praxisband "Achtung, Stiftung!" soll die Zusammenarbeit der privaten und öffentlichen Hand zugunsten des Gemeinwohls stärken. Branchenvertreter pochen auf eine Novellierung des Stiftungswesens.
Mut und Anleitung zum Stiften von Privatvermögen für gemeinnützige Zwecke gibt der erste Praxisband, der sich in Österreich diesem Bereich widmet. "Das soziale Engagement von Stiftungen ist weitaus größer als öffentlich wahrgenommen wird. Zusammenarbeit von privater und öffentlicher Hand im Bereich des Gemeinwohls steht nicht im Widerspruch, sondern ist die Zukunft", erklärte die Präsidentin des Verbandes für gemeinnütziges Stiften, Katharina Turnauer, am Mittwoch bei der Präsentation des Nachschlagewerks "Achtung, Stiftung!" im "Haus der Philanthropie" in der Wiener Alten Börse.
Gemeinnützige Stiftungen sind "wichtig für Österreich", betonte Turnauer: 745 Stiftungen im Land sind rein gemeinnützig aktiv, darunter 265 der insgesamt 3.100 Privatstiftungen, 320 gemeinnützige Bundesstiftungen und Fonds wie auch zahlreiche Landes- und Kirchenstiftungen. Was sie alle eint, ist das Wirkprinzip: Das von einem Stifter übertragene Vermögen wird sicher und gewinnbringend angelegt, der Ertrag einem gemeinnützigen Zweck gewidmet. Das gestiftete Vermögen verbleibt dabei stets als Grundkapital bei der Stiftung, die vom Stifter nicht mehr aufgelöst werden kann. Geschätzte 50 bis 70 Millionen Euro werden auf diese Weise jährlich für gemeinnützige Zwecke ausgeschüttet.
Stiften bringt eine Reihe von Vorteilen, verdeutlichen dutzende Praxis-Beiträge im Handbuch ebenso wie dies bei der Präsentation Samira Rauter von der Peopleshare Foundation hervorhob: "Stiftungen bewegen langfristig und dauerhaft. Projekte können konjunkturunabhängig über Jahrzehnte hinweg begleitet werden, wovon in vielen Bereichen der Erfolg einer Initiative abhängt. Wenn es um systemische und langfristige Veränderungen und Einwirken geht, ist man mit einer Stiftung richtig beraten." Speziell die kleinen Stiftungen seien zudem "nah an Projekten und bei den Menschen" und könnten sehr flexibel auf Erfordernisse reagieren. Stets sei man dabei kein Ersatz für die öffentliche Hand, sondern in ergänzender Funktion.
Beispiele für den Wirkungsbereich von Stiftungen lieferten die Präsentations-Teilnehmer aus eigener Praxis: Rauters Stiftung ist u.a. in der Flüchtlingshilfe aktiv mit eigenen Projekten an der syrisch-türkischen Grenze, Turnauer betreibt mit der nach ihr benannten Privatstiftung Nothilfe- und Sozialprojekte in Österreich und Osteuropa, andere setzen sich für die Inklusion von Menschen mit Behinderung, im Bereich Kunst & Kultur, für den Umweltschutz oder die Bildung ein. Kirchliche oder kirchennahe Hilfswerke wie etwa Caritas, die Christoffel-Blindenmission, Concordia-Sozialprojekte, Jugend Eine Welt oder die Barmherzigen Schwestern Wien-Gumpendorf sind auf den Stiftungs-Zug ebenfalls bereits aufgesprungen. Auch beim Thema Corona sind gemeinnützige Stiftungen hochaktiv: Ihre Unterstützung reicht von der Forschung über die Beschaffung von Schutzausrüstung bis hin zur Solidarität mit Künstlern
Gemeinnützigkeit im Trend
Der Bereich der gemeinnützigen Stiftungsarbeit ist in Österreich noch verhältnismäßig jung: Erst mit dem Privatstiftungsgesetz von 1993 kam es zu einem Boom von Stiftungen, die jedoch zunächst vorwiegend eigennützig waren. Mittlerweile zeichnet sich eine Trendwende ab: Zahlreiche Stiftungen wanderten ins Ausland ab, zugleich ist die Zweckwidmung neuer Gründungen ist immer öfter gemein- bzw. gemischtnützig. Letzteres wurde infolge einer Novelle des Bundesstiftungs- und Fondsgesetz von 2015 gefördert, die eine Entbürokratisierung sowie zivil- und steuerrechtliche Anreize schuf. Die Evaluierung dieses Gesetzes hat die türkis-grüne Regierung noch für 2020 im Programm.
Seitens des Stiftungsverbandes hofft man auf eine "Fortsetzung des positiven Trends" und auf eine Novelle der Novelle, sei diese doch "noch ausbaufähig, mit viel Luft nach oben", wie die Rechtsanwältin Nikola Leitner-Bommer darlegte. Eine Stiftungsgründung dauere mitunter Jahre - und lasse Akteuren öfters "den Atem ausgehen". Der Linzer Verwaltungs- und Finanzwissenschaftler Prof. Markus Achatz sprach von einem weiterhin "extrem restriktiven" Regulatorium und "vielen Fallstricken" für potenzielle Stifter, etwa was die steuerliche Absetzbarkeit betrifft. Dass diese künftig auch für die Unterstützung von Schulen in Österreich gelten soll, ist im Regierungsprogramm berücksichtigt.
Aus der Praxis für die Praxis
Das von Experten und Praktikern erstellte Nachschlagewerk "Achtung, Stiftung!" will laut den Autoren einen "Maßstab für zeitgemäße Best Practice" setzen, insbesondere was das Gründen, Führen, Fördern und die Finanzierung betrifft. Alle rechtlichen Grundlagen werden "in nicht für Juristen geschriebener Sprache" erklärt, zudem ist auch eine Auflistung aller gemeinnützig aktiver Stiftungen und Fonds in Österreich enthalten.
Quelle Text und Headerbild: Kathpress
In dem Praxisband "Achtung, Stiftung!" findet sich unter anderem auch ein Beitrag über die Gründung der gemeinnützigen Jugend Eine Welt Stiftung von Reinhard Heiserer, selbst Mitstifter und Vorstand in der Jugend Eine Welt gemeinnützigen Privatstiftung.
Das Buch kostet 29,- Euro (bzw. als eBook 19,99,- Euro) und ist ab 14. September auf www.achtung-stiftung.at bzw. auf www.bod.de/buchshop erhältlich!
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