Rückreise von den Salomonen Senior Expert Gerd erzählt von seinem Einsatz im Südpazifik und der abrupten Heimreise wegen Corona

„Hei, das war aber knapp! Als Senior Expert war ich gerade in den letzten Tagen meines 50-wöchigen Einsatzes auf den Salomon Inseln, als mich spät abends eine österreichische Nummer anrief – sechs Tage vor meiner geplanten Rückreise aus Gizo, Western Province. Ahnungslos ging ich ran. „Gerd, wir wollen, dass Du JETZT nach Hause kommst! “, hörte ich die bekannte Stimme einer Jugend Eine Welt-Mitarbeiterin am anderen Ende (der Welt).

49 Wochen zuvor hatte ich mir zum Ziel gesetzt, ein ganzes Jahr meiner Lebenszeit einem Sozialprojekt im Ausland zur Verfügung zu stellen. Ich wollte auf diese Weise etwas „zurückzugeben“ von dem, was ich mir in meinem vergleichsweise unbeschwerten Leben „nehmen“ durfte. Ein Jahr als Senior Expert, in dem ich nicht nur meine beruflichen Kenntnisse und Erfahrungen einbringen konnte, sondern auch selbst eintauchen durfte in eine mir unbekannte Lebens- und Denkweise von Menschen, die weit abgeschieden von uns – und völlig anders als wir – leben.

Es war mir dabei wichtig, zu erfahren, wie dort Konflikte und Freundschaften gelebt werden; wie man mit Krisen, Aufs und Abs, also kurz: dem Leben als Ganzes umgeht. Aber auch auf die ganz normalen Tagesabläufe und Lebensgewohnheiten war ich neugierig. Auch Spaß sollte erlaubt sein, aber vor allem sollte mein Jahr als Senior Expert eine Zwei-Wege-Erfahrung sein – auch ich würde lernen, mich weiterentwickeln.

Eine Reise ans andere Ende der Welt

Als ich kurz vor Abreise den Reiseplan las, dachte ich mir: „Gut, dass ich gerne fliege!“. Die Reise von Wien bis Gizo sollte 34 Stunden dauern. Gesalzen, aber machbar. Dass dann nochmals fast 40 Stunden vergingen, bis ich letztlich ankam, war einem verzögerten Abflug in Dubai und einem fehlenden Anschlussflug in Honiara, der Hauptstadt der Salomonen, geschuldet. Soll schlimmeres nicht passieren…

Meine Aufgabe als Senior Expert in Gizo bestand in der Entwicklung eines Konzeptes für die Wartung von Fahrzeugen, Booten, Schiffen, Maschinen, Werkzeugen und dem Gebäude der Diözese. Auch für die Umsetzung war ich zuständig. Die Salomonen sind ein Inselstaat im Südpazifik, ein Zusammenschluss unzähliger kleiner und größerer Inseln. Wartungen sind hier Überlebenswichtig. Geht etwas kaputt, kann es Wochen dauern, bis vom Festland Ersatz geliefert werden kann, von horrenden Lieferkosten ganz zu schweigen.

Vielseitig begabt, vielseitig gefordert

Meine Aufgaben als Senior Expert betraf also verschiede Themenbereiche: Schiffsbau, Mechanik, Elektrik, Massiv- und Trockenbau. Entsprechend herausfordernd war dieser Einsatz. Natürlich ging es bei all dem auch darum, mit den verschiedensten Menschen zusammen zu arbeiten – alle mit ihren eigenen fachlichen Erfahrungen, ihrem eigenen Kopf – auch das konnte ganz schön herausfordernd sein. Menschlich gesehen waren das 50 wunderbare und bereichernde Wochen, die ich inmitten von unkomplizierten, herzlichen und sehr offenen Menschen verbringen durfte. 

Verfrühte Rückreise durch Corona

Und nun bin ich zurück hier in Südtirol, in St. Lorenzen. Ich konnte noch nach Hause reisen, kurz bevor in Italien die Grenzen geschlossen und die Einreise gestoppt wurde oder mit Quarantäne verbunden gewesen wäre. Kurz bevor Flughäfen gesperrt und Züge gestrichen wurden.

Jugend Eine Welt hat alles für mich erledigt, sich um alle Umbuchungen gekümmert. Nur 36 Stunden nach jenem abendlichen Anruf aus Wien, ging es für mich zurück nach Europa. Da kann man nur noch sagen: gut gesehen, gut entschieden, gut gearbeitet, Jugend Eine Welt! Danke, dass ihr die dunklen Wolken erkannt und mich rechtzeitig zurückgeholt habt – vielen Dank. Das nenne ich echte Betreuung, zusätzlich zur ohnehin guten Betreuung während meiner gesamten Einsatzzeit.

Potenziellen Senior Experts kann ich Jugend Eine Welt nur empfehlen: top Team, gute Organisation. Danke und weiterhin viel Erfolg!"

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