Straßenkinder, bedürftige, misshandelte und missbrauchte Kinder finden hier Schutz und die Chance auf eine bessere Zukunft – die Rede ist von der Ciudad Don Bosco. Der Name des von Jugend Eine Welt unterstützten Sozialprojekts der Salesianer Don Boscos in Kolumbiens zweitgrößter Stadt Medellín bedeutet übersetzt „Stadt Don Boscos“. Das Projekt kümmert sich um Kinder aller Altersgruppen und mit unterschiedlichsten Problemlagen. Unterstützt werden die Jugend Eine Welt-Partner immer wieder von Freiwilligen, die von Jugend Eine Welt und Volontariat bewegt entsandt, gerade bei der Lernunterstützung wichtige Arbeit leisten. Unter dem gemeinsamen Dach des Campus von Ciudad Don Bosco bieten Direktor Pater Juan Manuel und seine MitarbeiterInnen Kindern qualitätsvolle Schulbildung und Jugendliche können zwischen elf Berufsausbildungszweigen wie zum Beispiel Marketing und Administration, oder dem Tischlerhandwerk wählen. Darüber hinaus gibt es ein eigenes Jobvermittlungsbüro. „Wir schließen auch Abkommen mit Betrieben, die unseren Jugendlichen nach der erfolgreichen Absolvierung eines Praktikums eine fixe Anstellung geben“, berichtet Pater Manuel, der sehr um das Wohl seiner Schützlinge bemüht ist. Immer wieder gibt es zudem Situationen, in denen die Hilfe auch auf die Familien der Kinder und Jugendlichen ausgeweitet werden muss.
Nahrungsmittelhilfe in Zeiten der Pandemie
So zuletzt während der coronabedingten Lockdowns. „Unzählige Familien hatten mehr Angst an Hunger zu sterben, als an Corona zu erkranken“, berichtet Juan Pablo Sandoval, Projektleiter der Ciudad Don Bosco und erzählt weiter: „Viele leben ja vom Straßenverkauf – aufgrund des Ausgangsverbots wären uns diese Familien in ihren eigenen vier Wänden verhungert.“. Deshalb galt es die Menschen schnell und unbürokratisch mit dem Notwendigsten zu versorgen und so wurden tausende Corona-Nothilfe-Pakete geschnürt und verteilt. Salesianerpater Juan Manuel war zutiefst berührt, als ein kleiner Bub zu ihm kam und sagte: „Wenn ich nicht das Glück hätte, bei euch in die Schule gehen zu dürfen, dann würde meine ganze Familie jetzt verhungern.“. Die im Moment gezähmte Pandemie hat aber auch langfristige Spuren hinterlassen – so sind Armut und soziale Ungleichheit im Land stark angewachsen. Derzeit leben nicht weniger als 42,5 Prozent der Kolumbianer in Armut und 15,1 Prozent der Bevölkerung sogar in extremer Armut. „Das sind nicht weniger als 7,4 Millionen Menschen, die mit weniger als 130 Euro im Monat über die Runden kommen müssen“, informiert Juan Pablo Sandoval bestürzt und fügt hinzu: „Die Pandemie hat uns bei der Bekämpfung der Armut in Kolumbien stark zurückgeworfen.“.
Gewalt und die Rekrutierung von Kindersoldaten
Doch das sind nicht die einzigen Probleme, mit denen die Menschen zu kämpfen haben. Denn trotz des Ende 2016 unterzeichneten Friedensvertrags zwischen den ehemaligen FARC-Rebellen und der Regierung ist es zu keiner Entspannung der Gewalt im Land gekommen. Nachdem sich die FARC aus vielen Gebieten zurückgezogen hatten, hat sich ein Machtvakuum gebildet und kolumbianische Sicherheitskräfte sind bis heute nicht in der Lage dieses zu füllen. Bei Gefechten unter den verbliebenen Guerillagruppen, Paramilitärs und der kolumbianischen Armee kommt es immer wieder zu massiven Vertreibungen der Zivilbevölkerung. Bei all diesen Konflikten geht es hauptsächlich um Drogen, denn die Guerillagruppen arbeiten eng mit den Narcos (übersetzt Drogenhändlern) zusammen. Einer der Hauptgründe, warum Kolumbien aktuell das Land mit den meisten Binnenflüchtlingen der Welt ist. Mit Ende 2020 waren es beinahe 8,3 Millionen Menschen, die ihre Heimat aufgeben und innerhalb Kolumbiens fliehen mussten. Die meisten von ihnen sind Kleinbauern aus der pazifischen und atlantischen Küstenregion sowie den Grenzregionen zu Venezuela und Ecuador. „Am schlimmsten erwischt es die Kinder und Jugendlichen, die leichte Beute für diese bewaffneten, illegalen Untergrundorganisationen sind. Jeden Tag rekrutieren sie wieder Minderjährige, die für sie die gefährliche Drecksarbeit erledigen“, wissen unsere Jugend Eine Welt-Partner zu berichten. Unter ihnen finden sich auch immer mehr venezolanische Flüchtlinge, denn die bevorzugte Zielgruppe der Drogenhändler sind Jugendliche in Risikosituationen.
Ein Trauma, das ein Leben lang bleibt
Es ist sehr schwer, diese jungen Menschen nach all ihren erlebten Traumata wieder in die Gesellschaft einzugliedern. Aber auch davor schrecken die Salesianer Don Boscos nicht zurück: 2003 wurde in der Ciudad Don Bosco auch ein Heim für ehemalige KindersoldatInnen gegründet und im Moment leben hier nicht weniger als 60 Kinder und Jugendliche. Jede einzelne Lebensgeschichte rührt zu Tränen: so erzählte ein 16-jähriger Schützling, dass er als kleiner 6-jähriger Bub von Zuhause weggelaufen – von eben diesen Drogenhändlern angeheuert wurde. Nur kurz bevor er in die Ciudad Don Bosco kam, musste er die Ermordung seiner Freundin und ihres gemeinsamen Babys miterleben. Ein unvorstellbar schreckliches Ereignis, das den Gastronomie-Lehrling auch in seinem neuen Leben immer wieder heimholt und nur mit jahrelanger psychologischer Hilfe bearbeitet werden kann. 2017 wurde dieses Projekt zur Wiedereingliederung minderjähriger SoldatInnen bereits mit einem Menschenrechtspreis honoriert und das „Haus für besonderen Schutz“ in der Ciudad Don Bosco wird wohl noch viele weitere Jahre gebraucht werden – nämlich solange, bis keine Kinder und Jugendlichen mehr von gewalttätigen Untergrundorganisationen und Drogenhändlern für ihre Zwecke missbraucht werden.
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