Medial wenig beachtet, spielt sich in Venezuela seit Jahren eine humanitäre Katastrophe ab, die laut Angaben der UN-Flüchtlingsorganisation UNHCR einen der größten Flüchtlingsströme des letzten Jahrzehnts ausgelöst hat. Hunger, Armut und Arbeitslosigkeit haben mittlerweile nicht weniger als sechs Millionen Menschen zur Flucht veranlasst. „Besonders viele Menschen sind nach Kolumbien, Ecuador und Peru ausgewandert“, erzählt Jugend Eine Welt-Partner Vladimir Sanchez, der im Planungs- und Entwicklungsbüro der Salesianer in Caracas als Projektkoordinator tätig ist. „Das besonders Tragische dabei ist, dass wir mittlerweile nicht weniger als eine Million an alleingelassenen Kindern haben. Da Mutter und Vater auf der Suche nach einem Job ins Ausland auswandern mussten, sind viele ohne Vormund – sie können daher nicht zur Schule gehen und müssen täglich aufs Neue schauen wie sie zu Essen kommen.“ Denn die meisten dieser Kinder – oft erst fünf oder sechs Jahre alt – wurden bei Nachbarn oder Familienangehörigen zurückgelassen, die aber selbst ums Überleben kämpfen.
Helfen, wo es nur irgendwie möglich ist!
Die Not ist groß. So gibt es viele Essensausgabestationen über das ganze Land verteilt, womit die Projektpartner von Jugend Eine Welt hungernden Menschen zumindest hin und wieder eine warme und gesunde Mahlzeit ermöglichen. Die Schlangen davor sind immer lang und viele der Bedürftigen nehmen extreme Wegstrecken in Kauf, um wenigstens für ein paar Stunden keinen Hunger mehr zu haben. „Aber es ist schön, die Solidarität unter den Menschen zu sehen – so hat mir letzthin eine bedürftige Frau gesagt, dass sie jetzt einen kleinen Job hat mit dem sie zumindest ein bisschen etwas verdient und sie deshalb ihren Platz bei der Essensausgabe einem Menschen abtreten möchte, der diese Unterstützung noch dringender braucht", erzählt Jugend Eine Welt-Partner Sanchez sichtlich gerührt.
Kindern ein Zuhause geben
Ebenso nimmt die Zahl an Straßenkindern – aber auch ganzer Familienverbände, die auf der Straße leben müssen – seit einigen Jahren stark zu. Hier helfen die Projektpartner von Jugend Eine Welt ebenfalls. „Es ist wichtig, diesen Kindern zuerst einmal einen sicheren Ort zum Schlafen anbieten zu können“, so Sanchez. Dann wird versucht, die Familien der Kinder ausfindig zu machen, was aber nicht immer leicht ist, denn meist haben sie weder einen Pass noch ein Handy, in dem die Nummern ihrer Familienangehörigen abgespeichert wären. „Auch wenn die Situation sehr schwierig ist – wir sind für die Kinder und Jugendlichen da. Wir sind wie eine Familie und es gibt viel Fröhlichkeit in unseren Zentren“, berichtet Pater Felipe Colmenares lächelnd. Er ist der Leiter der insgesamt acht Betreuungszentren für benachteiligte Kinder und Jugendliche, die auf das gesamte Land verteilt sind. 600 bedürftige Kinder und Jugendliche leben aktuell untertags in diesen Häusern, wo sie Mahlzeiten bekommen, einem Angebot an sinnvollen Aktivitäten wie Workshops zum Thema Umweltschutz oder auch dem beliebten Fußballspiel nachgehen können und bei Bedarf zudem psychologische Unterstützung erhalten. Am Abend geht es zum Schlafen aber immer zurück nach Hause. 250 Kinder und Jugendliche können auch die Nächte über in den Zentren bleiben und besuchen ihre Herkunftsfamilien nur an den Wochenenden.
Schul- und Berufsausbildungen geben Hoffnung
Insgesamt erhalten durch das Engagement der Projektpartner von Jugend Eine Welt nicht weniger als 9.098 SchülerInnen Zugang zu Bildung. Das ist besonders in den ländlichen Regionen wichtig, da sie hier oft die Einzigen sind, die auch den ausgegrenzten indigenen Kindern und Jugendlichen ermöglichen in die Schule zu gehen. In den 13 Ausbildungsstätten in Venezuela erhalten 2.942 Jugendliche aktuell eine Berufsausbildung und können sich später etwa als KöchInnen, SchneiderInnen oder FriseurInnen selbstständig machen. „Eine praktische Berufsbildung ist das Wichtigste, denn der Zugang zu einem Universitätsabschluss ist schwierig. Nicht nur, dass ein Studium in Venezuela immens teuer ist, auch finden die AbsolventInenn danach keinen Job“, berichtet Diakon José Rafael Guarique, der sich für das Berufsbildungszentrum der Salesianer in Valencia verantwortlich zeichnet und fügt hinzu: „Unsere ausgebildeten Elektriker und Automechaniker haben zum Glück alle die Chance in der Industrie im Raum um Valencia unterzukommen.“ Diese junge Menschen werden somit die Möglichkeit bekommen, auch von ihrem Gehalt leben zu können. Anders als die LehrerInnen im südamerikanischen Land wie der Jugend Eine Welt-Partner berichtet: „LehrerInnen sind aktuell für einen Mindestlohn von 27,- bis 40,- Euro im Monat angestellt. Von diesem geringen Lohn können die PädagogInnen nicht überleben, denn die Lebenserhaltungskosten liegen bei mindestens 300,- Euro im Monat!“ Deshalb organisieren die Salesianer Don Boscos an vielen Schulen ein morgendliches Frühstück für die SchülerInnen wie für die LehrerInnen, denn nur so können sie den gemeinsamen Tag auch gestärkt beginnen.
Trotz aller Schwierigkeiten geben die Projektpartner von Jugend Eine Welt die Hoffnung auf bessere Zeiten nicht auf. „Es ist natürlich wichtig, dass unsere Jugendlichen während ihrer Ausbildung wichtige berufliche Fähigkeiten erlernen, aber wir wollen sie darüber hinaus in ihrer gesamten Lebenssituation unterstützen. Wir möchten die jungen Menschen dabei begleiten, auch Perspektiven und Visionen zu entwickeln und positiv in die Zukunft zu schauen! Wir möchten, dass sie gut vorbereitet sind, damit sie einen Job finden und hier in Venezuela bleiben können“, so Sanchez, der das Gespräch mit einem Wort des Dankes beschließt: „Wir danken Jugend Eine Welt fürs Zuhören, für das Vertrauen und die Unterstützung.“
Kein Schulbus bedeutet keine Bildung! Bitte klicken Sie hier, um mehr über die aktuelle Situation in Venezuelas Norden und das dortige von Jugend Eine Welt unterstützte Projekt zu erfahren.
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