Haiti gehört zu den ärmsten Ländern der Welt. Doch die enorme Armut gepaart mit einer hohen Inflation ist aktuell nicht das größte Problem der Menschen, die auch immer wieder von schweren Naturkatastrophen heimgesucht werden. Es sind Mord, Vergewaltigung, Entführung, Erpressung und Zerstörung, die in dem Karibikstaat an der Tagesordnung stehen und laut Schätzungen der UNO kontrollieren rund 200 kriminelle Gruppen etwa 60 Prozent der Hauptstadt Port-au-Prince.
Optimismus in einem von Gewalt und Brutalität geprägten Klima
In diesem „Klima des Terrors“ versuchen die Don Bosco Schwestern, langjährige Partnerinnen von Jugend Eine Welt, mit herausragendem Engagement und viel Herz junge Menschen mit hochwertiger Bildung und Ausbildung auf eine lebenswerte Zukunft vorzubereiten. „Natürlich haben wir – wie alle anderen Menschen – auch Angst. Aber unsere Mission ist es, die Kinder und Jugendlichen bestmöglich zu begleiten und ihnen mit Bildung und Ausbildung das nötige Rüstzeug für eine gute Zukunft mitzugeben – Fertigkeiten und Fähigkeiten für ihr späteres Erwachsenenleben, das hoffentlich nicht mehr von Armut geprägt ist“, berichtet Schwester Jolicoeur Rose Monique FMA. Sie arbeitet im Büro der Mazzarello-Stiftung, dem Projektentwicklungsbüro der Don Bosco Schwestern und ist dort für die allgemeine Projektkoordination, die strategische Planung und die Unterstützung der Ausbildungszentren im ganzen Land zuständig. Die Don Bosco Schwester besuchte gemeinsam mit Schwester Pierre Myrlène Félix FMA, Leiterin für das Büro für Pädagogik der Schwestern, Ende Februar Geschäftsführer Reinhard Heiserer im Jugend Eine Welt-Büro in Wien.
Mit der Vermittlung von Werten die Gesellschaft positiv verändern
Es sind beinahe 16.000 Kinder und Jugendliche, die bei den Don Bosco Schwestern in Haiti zur Schule gehen, eine Ausbildung erhalten, in einem Schutzzentrum versorgt werden oder in einer der Jugendgruppen Unterstützung bekommen. „Die meisten unserer Kinder sind traumatisiert. Sie haben miterleben müssen, wie ihren Familienmitgliedern Gewalt angetan wurde, oder waren Zeugen von Entführungen. Wir versuchen den Kindern Selbstbewusstsein zu vermitteln und im Rahmen unseres täglichen Zusammenseins ihre psychische Widerstandsfähigkeit zu stärken“, so die engagierte Schwester Jolicoeur. Auch die Vermittlung von Werten ist den Partnerinnen von Jugend Eine Welt bei der Arbeit mit ihren Schützlingen enorm wichtig: „Indem wir den Kindern Werte wie Solidarität und Mitmenschlichkeit vermitteln, schaffen wir einen wichtigen Gegenpol zu dem, was tagtäglich draußen auf unseren Straßen passiert. Unsere Kinder und Jugendlichen sind Zeugen, aber keine Akteure der Gewalt auf den Straßen Port-au-Princes.“ Natürlich wird auch versucht, die unglaublich unmenschlichen Lebensumstände gemeinsam mit den Kindern aufzuarbeiten: „Wir vermitteln den Kindern, dass das Leben nicht nur aus Freude, sondern auch aus Leid besteht und versuchen sie damit aufzubauen, indem wir ihnen sagen, dass wir heute lernen müssen mit all dem Leid um uns herum umzugehen, aber dass es auch wieder Zeiten der Freude geben wird“, berichtet Schwester Jolicoeur weiter. „Mit all dem versuchen wir wichtige Präventionsarbeit bei unseren Kindern zu leisten! Denn bereits 12-Jährige werden von den kriminellen Banden angeheuert!“
Unsere Kinder sind unsere Zukunft!
Bei all der Armut, Gewalt und Kriminalität im Land, muss es gerade für junge Menschen schwer sein, an eine gute Zukunft zu glauben und es stellt sich bei all den Schwierigkeiten die Frage, aus was heraus die Kinder und Jugendlichen überhaupt noch irgendein Fünkchen Hoffnung schöpfen können. „Unsere Kinder sind diejenigen, die die Situation von morgen ändern können und das sagen wir ihnen auch“, so die prompte Antwort von Don Bosco Schwester Jolicoeur und sie fügt hinzu: „Sie sind unsere wichtigste Ressource für eine gute Zukunft! Wir können ihnen dabei helfen, indem wir ihnen hochwertige Bildung und Ausbildung zukommen lassen!“ Und Schwester Pierre ergänzt: „Ja, es ist sehr schwierig, denn die Kinder haben keine Vorbilder. Deshalb ist es uns auch ein Anliegen, sie zu guten Bürgern zu erziehen. So versuchen wir ihnen spielerisch auch das Funktionieren eines guten Staatssystems beizubringen und veranstalten Wahlen, wo die SchülerInnen ihre eigenen MinisterInnen und eine Präsidentin oder einen Präsidenten wählen können. Grundsätzlich geht es uns auch darum, den Austausch untereinander zu fördern und dass die jungen Menschen lernen im Team zu arbeiten und unterschiedliche Meinungen zu akzeptieren“, berichtet Schwester Pierre Myrlène Félix FMA. „Bei all der Gewalt, die uns umgibt, ist es umso wichtiger, ein Klima des Friedens in unseren Schulen und Zentren zu schaffen“, so Schwester Jolicoeur Rose Monique FMA: „Es ist uns wichtig, dass wir gemeinsam mit den Kindern immer wieder Feste feiern. Denn auch wenn es gerade sehr schwer ist, so ist Fröhlichkeit – wie zuletzt bei dem von uns organisierten Faschingsfest – besonders wichtig und motiviert die Kinder!“
Der beste Schutz vor Gewalt ist die Hilfe für die Armen
Auch Geistliche sind auf Haiti nicht davor gefeit, Opfer einer Entführung oder gar eines Mordes zu werden. Auf die Frage, wie die Don Bosco Schwestern versuchen, sich selbst und ihre Mitschwestern vor einer solchen Entführung zu schützen, erzählt Schwester Jolicoeur Rose Monique FMA: „Wir versuchen vorsichtig zu sein. Auch nutzen wir die neuen Kommunikationsmedien und wenn es die Situation erlaubt, dann treffen wir uns online. Das Internet ist unser neuer Pausenraum“, schmunzelt sie. Doch der beste Schutz der Schwestern davor, selbst Opfer der sie umgebenden Gewalt und Brutalität zu werden, ist ihre tägliche Arbeit – ihr Einsatz für arme Kinder, Jugendliche und ihre Familien. „Die Bandenmitglieder – die ja alle selbst meist stark traumatisiert sind – sehen, dass wir für die Menschen da sind. Denn auch Gangmitglieder haben kleine Brüder oder Schwestern, Cousins oder Cousinen, die bei uns zur Schule gehen oder eine Ausbildung machen. Sie wissen, dass wir den Menschen helfen wollen, dass wir alles, was wir haben, mit den Armen teilen. Das ist unser größter Schutz“, berichtet Schwester Jolicoeur und fügt hinzu: „Und dabei hilft uns Jugend Eine Welt!“
Langjährige Verbundenheit der Schwestern mit Jugend Eine Welt
„Denn der Hauptgrund für unseren Besuch hier in Wien ist, dass wir uns persönlich bei Jugend Eine Welt bedanken wollen! Neben der Unterstützung der Schul- und Berufsbildungsprojekte für unsere armen Kinder und Jugendlichen, war die Hilfsorganisation bei allen Naturkatastrophen der letzten Jahre – sei es nach dem Erdbeben im Jahr 2010 und 2021, oder nach dem Hurrikan 2016 – sofort zur Stelle und hat uns in der großen Krise geholfen!“, so Don Bosco Schwester Jolicoeur. Beim Treffen mit Geschäftsführer Reinhard Heiserer wurde auch das wichtige Thema der Vorbereitung hinsichtlich künftiger Naturkatastrophen besprochen. Denn aufgrund seiner geografischen Lage muss ein Land wie Haiti unweigerlich mit einem neuerlichen Erdbeben oder Wirbelsturm rechnen. „Wir haben bereits unser Wassersystem entsprechend adaptiert. Im Büro der Schwestern sind auch Ingenieure und Architekten angestellt und achten darauf, dass die Gebäude sicher gebaut sind. Auch die in unseren Berufsschulen fertig ausgebildeten Installateure und Elektriker stehen uns im Bedarfsfall zur Seite“, sagt die Don Bosco Schwester lächelnd. Und es ist genau dieses Lächeln und der Optimismus der Jugend Eine Welt-Partnerin, was den Menschen – mit denen sie in Kontakt steht – neue Kraft gibt. Kraft brauchen die Menschen auf Haiti viel, denn neben all den erwähnten Schwierigkeiten, kämpft das Land seit Anfang Oktober 2022 zudem mit einer Cholera-Welle, die bereits Hunderte Tote gefordert hat. Aktuell ist die im Süden des Landes lebende Bevölkerung besonders von der Cholera-Epidemie betroffen. Hier schauen die Don Bosco Schwestern ebenfalls darauf, dass die Menschen soweit als möglich mit sauberem Trinkwasser versorgt werden.
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