9. April 2019 | Ahmad war erst 14 Jahre alt, als er im vergangenen Jänner in Beirut auf der Flucht vor Polizisten in einen Ventilationsschacht stürzte und ums Leben kam.
Der kleine syrische Schuhputzer war schon öfter von der Polizei aufgegriffen, stundenlang festgehalten und geschlagen worden. Doch immer wieder kehrte der Junge auf die Straße zurück, um ein wenig Geld zu verdienen und damit seine zehnköpfige Familie zu unterstützen, die wie die meisten der mehr als eine Million syrischen Flüchtlinge im Libanon in bitterer Armut lebt. Geschätzte 70-80 Prozent der Flüchtlingskinder müssen zum Familieneinkommen beitragen.
Nicht nur in Beirut zählen syrische Kinder, die Blumen, Kaugummi, Taschentücher oder CDs verkaufen, Schuhe putzen oder betteln, heute zum normalen Straßenbild. Auch in den Großstädten anderer Länder, die besonders viele syrische Flüchtlinge aufgenommen haben, sind sie häufig anzutreffen - darunter in der Türkei, in Jordanien und in Ägypten. Und auch in Syrien selbst, wo mehr als 100.000 Kinder durch den Krieg zu Waisen wurden, dürfte die Anzahl der Straßenkinder in den vergangenen Jahren signifikant angestiegen sein. Darum mahnte das UN-Kinderrechtskomitee die syrische Regierung im Jänner 2019 im Rahmen seiner Stellungnahme zum syrischen Staatenbericht unter der Kinderkonvention, man sei äußerst besorgt in Bezug auf die Situation der Straßenkinder und fordere die Regierung auf, ihre Kinderrechte zu respektieren bzw. Betteln zu entkriminalisieren.
Kinderrechte gelten für alle!
Was alle syrischen Straßenkinder gemeinsam haben - ob sie nun in Damaskus, Aleppo, Beirut, Istanbul oder Kairo leben: Der Großteil der Bevölkerung empfindet sie als Störenfriede und steht ihnen skeptisch bis feindlich gegenüber. Regierungsbehörden und Polizeiapparate tendieren dazu, sie als „Bedrohung der öffentlichen Sicherheit“ zu kriminalisieren und wegzusperren. So startete Ägypten 2017 eine Kampagne, um die Straßen von geschätzten 16.000 obdachlosen Kindern zu säubern. Das syrische Sozialministerium will das Phänomen bettelnder Kinder neuerdings mit einem Nationalen Aktionsplan bekämpfen - die Kinder sollen in ein Rehabilitationszentrum in der Region Al-Kiswah gesperrt werden. Doch Wegsperren ist keine Lösung, wie Jugend Eine Welt-Geschäftsführer Reinhard Heiserer anlässlich des Internationalen Tags der Straßenkinder betont, der von der Kinderrechtsplattform „Consortium for Street Children“ seit 2012 am 12. April begangen wird. „Straßenkinder haben die gleichen Rechte wie alle Kinder! Sie verdienen nicht Strafe, Stigmatisierung und Wegsperren, sondern besonderen Schutz und Fürsorge. Und sie brauchen neue Perspektiven“, so Heiserer.
Die Straße ist kein Schicksal
Jugend Eine Welt fördert weltweit zahlreiche Projekte, die ehemaligen Straßenkindern eine neue Zukunft geben bzw. von vornherein verhindern, dass Kinder auf der Straße landen. Dabei wird grundsätzlich auf Freiwilligkeit gesetzt bzw. auf die lebensverändernde Rolle von Bildung und Ausbildung. Auch in Syrien und seinen Nachbarländern kümmern sich die Don Bosco-Projektpartner von Jugend Eine Welt um Kinder in Notsituationen und geben ihnen in ihren Einrichtungen Schutz und Hoffnung. Derzeit bittet Jugend Eine Welt um die Unterstützung eines 2018 neu eröffneten Kindergartens der Don Bosco Schwestern in Aleppo sowie einer Bergschule im Libanon, in der zahlreiche syrische Flüchtlingskinder unterrichtet werden.
Tipp: Im Rahmen der Kampagne „Tag der Straßenkinder“ macht Jugend Eine Welt jährlich rund um den Gedenktag des Jugendpatrons Don Bosco am 31. Jänner auf das Schicksal von Straßenkindern weltweit aufmerksam. Heuer standen „Bahnhofskinder“ in Indien im Zentrum der Kampagne, siehe www.tagderstrassenkinder.at
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