Vor genau fünf Jahren wurde WeltWegWeiser als Servicestelle für internationale Freiwilligeneinsätze ins Leben gerufen. Die Österreichische Entwicklungszusammenarbeit unterstützte die Initiative von Anbeginn. Seitdem wurden gemeinschaftliche Qualitätsstandards entwickelt, die berechtigte Kritik an Volontariatstourismus aufgegriffen und Einsätze von Menschen mit Behinderungen oder Beeinträchtigungen im Globalen Süden ermöglicht. Mehr als genug Gründe, um zurückzublicken und den Moment zu feiern. Doch steht die Jubiläumsstimmung im Schatten der Corona-Krise mitsamt der Frage, wie es mit internationalen Freiwilligeneinsätzen weitergehen kann.
„Als wir im Dezember 2015 mit dem Projekt WeltWegWeiser gestartet haben, hat sich niemand träumen lassen, wie prekär die Lage für internationale Freiwilligeneinsätze im Jubiläumsjahr 2020 sein wird. Trotzdem sind wir enorm stolz, was wir in den letzten fünf Jahren – und vor allem auch im Krisenjahr 2020 - alles geschafft haben“, resümiert Sophia Stanger, Projektkoordinatorin von WeltWegWeiser.
Fünf Jahre qualitätsvolle Einsätze
Die Unterstützung von qualitätsvollen internationalen Freiwilligeneinsätzen ist der Kernarbeitsbereich von WeltWegWeiser. Die 18 Entsendeorganisationen im WeltWegWeiser Netzwerk sind sich einig: Ein gelungener internationaler Einsatz zeichnet sich durch die tiefgreifende Begleitung der Freiwilligen aus. So werden in der Vorbereitung zukünftiger Freiwilliger Hintergründe der Einsatzregion beleuchtet, soziale Normen identifiziert, Sprachkenntnisse vertieft oder die persönlichen Erwartungen angesprochen. Die Erfahrungen aus fünf Jahren zeigen, dass die pädagogische Begleitung eines Einsatzes den entscheidenden Unterschied zu Volontariatstourismus darstellt. Bei Letzterem reisen Menschen oft ohne Vorbereitung und für kurze Zeitspannen in Projekte des Globalen Südens und richten vor Ort teilweise mehr Schaden als Nutzen an.
Freiwillige aus dem WeltWegWeiser Netzwerk hingegen sehen ihren internationalen Einsatz als die prägendste Zeit ihres bisherigen Lebenswegs: „Das Verstehen von globalen, lokalen und ökosozialen Zusammenhängen und einen Beitrag zur internationalen Solidarität zu leisten, hat mich als Mensch wachsen lassen“, beschreibt Luka seinen Freiwilligeneinsatz 2018 in Guatemala. Es ist der Anfang eines lebenslangen Lernprozesses. „Mir wurde bewusst, wie selbstverständlich ich Menschen in Schubladen stecke, ohne darüber nachzudenken, was für ein Mensch wirklich dahintersteckt“, erzählt Theresa aus ihrem Freiwilligeneinsatz in Nepal. Diese Denkanstöße nehmen ehemalige internationale Freiwillige aus ihrem Einsatz mit in die österreichische Zivilgesellschaft und engagieren sich weiter.
„Fünf Jahre professionelle Beratung für Freiwilligeneinsätze mit Sinn – ich gratuliere WeltWegWeiser herzlich zu seinem ersten großen Jubiläum. Es ist beeindruckend, was die engagierten Koordinatorinnen und Koordinatoren seit Gründung der Servicestelle vorangebracht haben. So wurden etwa auch mit Unterstützung der Österreichischen Entwicklungszusammenarbeit erstmals Rahmenbedingungen für Freiwilligeneinsätze von Menschen mit Behinderungen geschaffen – ein Meilenstein, für den ich persönlich besonders dankbar bin“, so Martin Ledolter, Geschäftsführer der Austrian Development Agency (ADA). Die Agentur der Österreichischen Entwicklungszusammenarbeit förderte WeltWegWeiser in den vergangenen fünf Jahren mit insgesamt über 1,15 Millionen Euro.
Globale Solidarität wichtiger denn je
Der Geburtstag von WeltWegWeiser kommt jedoch in einem Moment, in dem es auf den ersten Blick nicht viel zu feiern gibt. Im März mussten über 200 Freiwillige, die international auf Einsatz waren, wegen des Ausbruchs der Corona-Pandemie überraschend nach Österreich zurückgeholt werden. Soziale Ungleichheiten haben sich weltweit verschärft und die Illusion der Planungssicherheit ist erschüttert. Doch der zweite Blick enthüllt Beständigkeit: Auch in Krisenzeiten arbeitet das WeltWegWeiser Netzwerk an der Vision der globalen Solidarität und hält zusammen. Durch virtuelle Krisentreffen, gemeinsames Überarbeiten der Notfallpläne und Krisensimulationen konnten die Organisationen bis jetzt allen Herausforderungen begegnen.
Seit dem Sommer finden Einsätze innerhalb Europas bereits wieder statt und die Hoffnung besteht, dass erste Ausreisen in den Globalen Süden 2021 auf sichere Weise möglich sein werden. Zusätzlich werden flexible Zwischenlösungen erarbeitet, wie zum Beispiel die neu ins Leben gerufene ZÜNDSTOFF Aktionsförderung. Mit dieser unterstützt WeltWegWeiser entwicklungspolitische Projektideen ehemaliger Freiwilliger in Österreich. Dabei zeigt sich: Engagement für den Globalen Süden braucht es (auch) in Österreich. Zudem finden erste online Vorbereitungskurse und virtuelle Beratungsgespräche für die nächsten Ausreisen statt – denn eines schmälert Corona nicht: Das Fernweh junger Menschen und den Bedarf nach interkulturellem Austausch.
Bis es soweit ist, wird sich in Geduld geübt und der Rückhalt im Austausch gesucht. Der Zusammenhalt im Netzwerk hat sich durch die Krise zweifellos intensiviert. Dies ist mitunter der Grund, warum das WeltWegWeiser Netzwerk trotz aller Unwegsamkeit feiern kann, denn der ungewisse Weg in die Zukunft muss nicht alleine beschritten werden.
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