Sie schuften in Steinbrüchen, auf Baumwollfeldern oder als billige Haushaltshilfen: Rund 152 Millionen Mädchen und Jungen im Alter zwischen 5 und 17 Jahren sind laut Schätzungen der Internationalen Arbeitsorganisation ILO von Kinderarbeit betroffen. Davon arbeiten an die 73 Millionen in besonders gefährlichen Bereichen.
Nun kann die Internationale Arbeitsorganisation beim Schutz von Kindern vor Sklavenarbeit und anderer Ausbeutung einen großen Erfolg verzeichnen. Erstmals in der 101-jährigen Geschichte der Organisation, die mittlerweile der UNO untersteht, haben alle 187 Mitgliedsländer ein Übereinkommen ratifiziert. Die Konvention mit der Nummer 182 wurde bereits 1999 verabschiedet und trat ein Jahr später in Kraft. Verboten sind in Bezug auf Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren unter anderem Sklaverei, Zwangsarbeit, Menschenhandel, sexuelle Ausbeutung, der Einsatz in bewaffneten Konflikten und bei gefährlicher Arbeit, die das Wohlergehen gefährdet. Der Pazifikstaat Tonga war der letzte, der die Annahme der ILO-Konvention gegen die schlimmsten Formen von Kinderarbeit amtlich bestätigte. Die entsprechenden Unterlagen wurden gestern in Genf überreicht.
„Wir freuen uns über diese Nachricht! Gleichzeitig bitten und motivieren wir alle Länder weltweit nachdrücklich, diese Konvention zum Schutz der Kinder auch im eigenen Land umzusetzen! Der Schutz und die Forderung von Kinderrechten sind uns seit der Gründung unserer Organisation ein wichtiges Anliegen“, so Reinhard Heiserer, Geschäftsführer von Jugend Eine Welt. Eigentlich wollten die Mitgliedsländer der Vereinten Nationen Kinderarbeit in jeder Form bis 2025 beenden. Allerdings droht die Corona-Pandemie, bereits gemachte Fortschritte zunichte zu machen und laut ILO dürfte die Zahl der weltweiten KinderarbeiterInnen sogar wieder ansteigen.
Zahlreiche von Jugend Eine Welt geförderte Projekte geben arbeitenden Kindern und Jugendlichen die Chance, aus dem Teufelskreis Kinderarbeit auszusteigen – insbesondere durch Zugang zu Bildung und Ausbildung, aber auch durch die liebevolle Begleitung der Jugendlichen bei ihren ersten Schritten in ein Berufsleben ohne Ausbeutung. In vielen Fällen müssen die Familie des Kindes und sein Umfeld in die Hilfsaktivitäten mit einbezogen werden, denn es ist nicht immer selbstverständlich, dass arme Familien freiwillig auf das Zusatzeinkommen bzw. die Arbeitsleistung von Kindern verzichten, auch wenn der Schulbesuch gratis ist. Hier braucht es Überzeugungsarbeit und ein differenziertes Eingehen auf die Lebensrealität vor Ort – beispielsweise, indem der Unterricht während der Erntezeit erst am Nachmittag abgehalten wird.
Doch auch zivilgesellschaftlicher und politischer Einsatz sowie Öffentlichkeitsarbeit und Bewusstseinsbildung sind unverzichtbar, um das Problem Kinderarbeit bzw. seine wichtigsten Ursachen in den Griff zu bekommen. Darum unterstützt Jugend Eine Welt zivilgesellschaftliche Initiativen wie Fair Trade Österreich oder die Clean Clothes Kampagne.
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Foto: Müllkinder © SDB
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