„Von allen möglichen Investitionen (von Zeit, Geld und Energie) ist die Investition in Bildung vom frühesten Alter an die beste in Hinblick auf das zukünftige Wohlergehen der einzelnen Menschen und aller Gesellschaften weltweit“, verweist Reinhard Heiserer, Geschäftsführer von Jugend Eine Welt, im Vorfeld des Welttags der Alphabetisierung (8.9.), auf eine der Grundaussagen im aktuellen Dossier „Bildung: Schlüssel zur nachhaltigen Entwicklung weltweit“ von Univ.-Prof. Mag. Dr. Wolfgang Lutz. Dieses wurde von der Yidan Prize Foundation in Zusammenarbeit mit dem Wittgenstein Centre for Demography and Global Human Capital in Auftrag gegeben und als deutschsprachige Ausgabe von Jugend Eine Welt in Österreich publiziert. Gemäß dem Direktor des Instituts für Demografie der Österreichischen Akademie der Wissenschaften hilft Bildung gegen Armut und Hunger, führt zu besserer Gesundheit und einem längeren Leben, zu einer besseren Anpassung an den bereits unvermeidbaren Klimawandel sowie zu mehr Einsicht, Voraussicht und Umsicht für nachhaltige Entwicklung. „Die Studie bestätigt: Bildung entscheidet über die Zukunft der Menschheit. Für uns als Hilfsorganisation, die seit 25 Jahren unter dem Leitgedanken „Bildung überwindet Armut“ bereits zahlreiche Bildungsprojekte im Globalen Süden umgesetzt hat, ist dies nicht nur eine Bestätigung unserer Arbeit, sondern auch ein Ansporn, uns weiterhin hartnäckig für benachteiligte Kinder und Jugendliche einzusetzen“, so Heiserer.
Corona-Pandemie hat massive Auswirkungen auf Schulbildung
Laut Schätzung der UNESCO gehen weltweit rund 260 Millionen Kinder und Jugendliche nicht zur Schule. „Die monatelangen Schulschließungen aufgrund von Corona trafen das Bildungssystem enorm und haben vor allem im Globalen Süden auf längere Sicht weitreichende Folgen“, verweist Heiserer auf den Weltbildungsbericht 2021/2022 der UNESCO. Dieser bestätigt, dass während der letzten zweieinhalb Jahre Pandemie weltweit nur jedes dritte und unter den ärmsten nur jedes sechste Kind Zugang zum Internet und damit zu Distance Learning-Möglichkeiten hatte. Darüber hinaus kehrten viele Schülerinnen und Schüler im Globalen Süden gar nicht mehr in die Schule zurück. Der Grund: Der Besuch der Bildungseinrichtung ist für die Familie aufgrund der wirtschaftlichen Covid-19-Auswirkungen nicht mehr leistbar. „Anstatt Lesen und Schreiben lernen zu können, müssen die Kinder und Jugendlichen oft körperlich schwere und ihre Gesundheit schädigende Tätigkeiten verrichten, um ihrer Familie eine zusätzliche Einkommensmöglichkeit zu bieten. Dabei zeigen die Forschungsergebnisse von Univ. Prof. Dr. Lutz, dass Bildung die beste Investition in die Zukunft ist“, erklärt Heiserer und führt als Beispiel Nigeria an.
Nigeria als Beispiel
Das mit rund 220 Millionen Einwohnerinnen und Einwohnern bevölkerungsreichste Land Afrikas verfügt über viele natürliche Ressourcen, wie Erdöl und andere Bodenschätze. Doch weite Teile der Bevölkerung leben in großer Armut. Diese trifft vor allem Kinder und Jugendliche besonders hart. Ihre Chancen auf qualitativ hochwertige Schul- und Berufsausbildung sind kaum vorhanden. Forschungsergebnisse im Dossier von Univ. Prof. Dr. Lutz zeigen, dass Nigerias Frauen ohne jegliche Bildung im Durchschnitt 6,7 Kinder haben. Diese Tatsache erschwert den Familien ausreichend in die Gesundheit und Bildung ihrer Sprösslinge zu investieren. Frauen mit besserer Ausbildung haben hingegen weniger als drei Kinder. „Das hohe Bevölkerungswachstum in Nigeria wird sicherlich noch einige Zeit anhalten, denn 43 Prozent der heute erwachsenen Frauen haben noch nie eine Schule besucht“, analysiert der Leiter des Instituts für Demografie an der Universität Wien, der das Dossier als Keynote-Speaker im Zuge des 25-jährigen Jubiläums von Jugend Eine Welt präsentierte.
Kinder und Jugendliche haben Recht auf Bildung
Nigeria ist nur ein Beispiel für die nachhaltige Arbeit, mit der Jugend Eine Welt seit einem Vierteljahrhundert unter dem Leitgedanken „Bildung überwindet Armut“ im Globalen Süden Hilfs-und Bildungsprojekte ermöglicht. In Lagos, mit knapp 15 Millionen Einwohnerinnen und Einwohnern die größte Stadt Nigerias, errichtet die österreichische Hilfsorganisation, gemeinsam mit den Don Bosco-Projektpartnern vor Ort, aktuell ein Kinderschutzzentrum für 100 Kinder. Oft vor häuslicher Gewalt, Missbrauch, Armut und zerrütteten Familienverhältnissen geflüchtet, erhalten die davor vorwiegend auf der Straße lebenden Kinder in der Einrichtung neben medizinischer Betreuung und Verpflegung auch eine Unterkunft sowie Schulbildung. Weitere, von Jugend Eine Welt unterstützte, Projekte, u.a. im Benin bzw. in Ecuador, beinhalten ebenfalls Alphabetisierungskurse, da viele der jungen Menschen weder lesen noch schreiben können. „Der Welttag der Alphabetisierung erinnert an das SDG 4 – Hochwertige Bildung. Dieses vierte nachhaltige Entwicklungsziel ist eine wichtige Richtschnur in der Entwicklungszusammenarbeit von Jugend Eine Welt und besagt: Inklusive, gleichberechtigte, hochwertige und qualitätsvolle Bildung soll gewährleistet und Möglichkeiten für lebenslanges Lernen gefördert werden“, so Heiserer. „Daher meine große Bitte: Helfen Sie weiterhin und ermöglichen Sie benachteiligten Kinder und Jugendlichen eine für sie und die gesamte Gesellschaft wichtige Schul- und Berufsausbildung. Alle jungen Menschen haben eine Chance verdient!“
Das Dossier „Bildung: Schlüssel zur nachhaltigen Entwicklung weltweit“ steht HIER zum Download zur Verfügung.
Jugend Eine Welt-Spendenkonto: AT66 3600 0000 0002 4000
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