„Kinderarbeit geht uns alle an. Unser Wohlstand darf nicht auf Ausbeutung von Kindern und Jugendlichen passieren!“, betonte Reinhard Heiserer, Geschäftsführer von Jugend Eine Welt, im Zuge des gestern stattgefundenen „Symposium zum Thema Kinderrechte und Kinder-Opferschutz in Österreich“. Bei der Veranstaltung in Wien, organisiert von der Plattform gegen Ausbeutung und Menschenhandel gemeinsam mit der österreichischen Entwicklungsorganisation Jugend Eine Welt sowie der Caritas, wurden aktuelle Herausforderungen für den Kinderschutz in Österreich diskutiert. Den Ehrenschutz übernahm Österreichs First Lady Doris Schmidauer, die sich persönlich über das Thema vor Ort informierte.
Kinderarbeit passiert auf drei Ebenen
„Kinder und Jugendliche als Opfer von Ausbeutung und Kinderhandel“ lautete das heurige Thema des Symposiums zum Thema Kinderrechte und Kinder-Opferschutz. Das Programm am Vormittag – mit der Zielgruppe SchülerInnen der Oberstufe, junge Erwachsene sowie Personen, die sich in Ausbildung befinden - bildeten Kurzvorträge, Workshops sowie anschließende Diskussionsrunden, u.a. über Arbeitsausbeutung, Kinderhandel und Fluchtwaisen. Am Nachmittag folgten Videointerviews mit zwei Betroffenen, themenspezifische Referate sowie eine abschließende Podiumsdiskussion. „Beim Thema Kinderarbeit unterscheiden wir drei Ebenen“, führte Heiserer in seinem Vortrag aus. „Die lokale, nationale und internationale. Lokale Kinderarbeit passiert im Lebensumfeld der Kinder und der Familie, zum Beispiel in der Landwirtschaft, eben in Bereichen, mit denen Kinder Einkommen generieren müssen, um der Familie das finanzielle Überleben zu garantieren. Nationale Kinderarbeit dient zur Befriedigung der nationalen Bedürfnisse. Beispielsweise in Indien, konkret bei der gefährlichen Produktion von Feuerwerkskörpern oder der Herstellung von Ziegeln durch die sogenannten Ziegelkinder“, so der Jugend Eine Welt-Geschäftsführer. „Die dritte Ebene der Kinderarbeit ist die internationale. Also jener Bereich, wo wir ÖsterreicherInnen am meisten betroffen sind und Einfluss nehmen können. Denn noch immer landen in unseren Supermarktregalen und Geschäften – und damit auch in unseren Wohnungen - Produkte aus dem Globalen Süden, die unter ausbeuterischen Umständen von Kindern produziert wurden. Oft werden sie unbewusst von uns ÖsterreicherInnen gekauft, da der Herstellungsprozess nicht nachvollziehbar ist.“
Heiserer nennt im Zuge dessen Produkte wie Kaffee aus Brasilien, Weintrauben aus Kolumbien, Glimmer aus Indien oder Haselnüsse aus der Türkei, bei deren Ernte oder Herstellung nachweislich Kinderhände im Spiel sind. Insgesamt befinden sich 159 Produkte aus 78 Ländern bzw. Regionen auf der „list of goods“, einer vom US-amerikanischen Bureau of International Labor Affairs (ILAB) jährlich veröffentlichten Auflistung jener Güter, in denen Kinderarbeit steckt. „Es braucht daher eine gesetzliche Grundlage. Das ist auch der Grund, warum wir uns seit vielen Jahren vehement für ein starkes europäisches Lieferkettengesetz einsetzen, das nun endlich auf der Zielgeraden ist“, so Heiserer. „Ein solches Lieferkettengesetz ist ein weiterer Schritt. Nur so kann Kinderarbeit zurückgedrängt und der Herstellungsprozess transparent gemacht werden.“
Bildung und Aufklärung
Zahlen von UNICEF und der Internationalen Arbeitsorganisation ILO belegen, dass weltweit rund 160 Millionen Mädchen und Buben als Kinderarbeiter tätig sein müssen. 79 Millionen dieser Kinder sind von besonders gefährlicher oder ausbeuterischer Arbeit betroffen. Jugend Eine Welt unterstützt seit der Gründung vor 26 Jahren weltweit Projekte, die Kindern helfen, sich aus dem Kreislauf der Kinderarbeit zu befreien. „Hier geht es auch viel um das Thema Bildung und Aufklärung. Eltern werden durch unsere ProjektpartnerInnen sensibilisiert, Kindern wird die Möglichkeit einer qualitätsvollen Schulbildung geboten, eigens gegründete Kinderrechte-Clubs stärken ihr Selbstbewusstsein und ermutigen sie im Kampf gegen Kinderarbeit“, erzählt Heiserer, der als besonders beschämende Ausprägung von Kinderarbeit die Entsorgung von europäischem Elektromüll in Afrika nennt. „Kinder wühlen in Bergen von Elektroschott nach Spuren von Gold, Coltan oder Kupfer, die in den Altgeräten verbaut sind. Sie schmelzen am offenen Feuer Plastikverkleidungen von Kabeln und Platinen, um an die begehrten Rohstoffe und damit an ein wenig Geld zu kommen. Beim Verbrennen entstehen giftige Dämpfe, die höchst krebserregend sind.“
Veranstaltungen, wie das Symposium zum Thema Kinderrechte und Kinder-Opferschutz, sind laut Heiserer daher extrem wichtig, um bei Jugendlichen in Österreich ein Bewusstsein für ausbeuterische Kinderarbeit und deren fürchterliche Folgen zu schaffen. „Achtet bitte darauf! Denn unser gemeinsames Ziel in dieser EINEN Welt muss sein, dass weltweit kein einziges Kind arbeitet, sondern jedes einzelne eine wichtige Schulbildung erhält. Denn Bildung überwindet Armut“, schloss Heiserer mit einem Appell an die jungen TeilnehmerInnen.
Detaillierte Informationen zum Thema Kinderarbeit finden Sie hier.
Jugend Eine Welt-Spendenkonto: AT66 3600 0000 0002 4000 | Onlinespenden unter www.jugendeinewelt.at/spenden | Spenden sind steuerlich absetzbar!
Fotocredit: Michael Kvick
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