Jugend Eine Welt zumUN-Welternährungstag und Tag der Beseitigung von Armut am 16. und 17. Oktober: Unterstützung von Schulküchen unserer Projektpartner / Appell an österreichische Bundesregierung zur schrittweisen Mittel-Erhöhung für langfristige Entwicklungszusammenarbeit und damit einer dauerhaften Ernährungssicherheit
Wie ernähren Sie ihre Kinder, wenn schon ein Liter Milch umgerechnet 4,59 Euro kostet, Ihr Monatsgehalt aber lediglich fünf Euro beträgt? Vor diesem Dilemma stehen viele Eltern in Venezuela. In dem einst reichen südamerikanischen Land herrscht seit langem eine komplexe humanitäre Notlage. Wer kann, flieht vor Arbeitslosigkeit und Armut aus dem Land – was rund 7,7 Millionen Menschen bereits getan haben, gut ein Viertel der Gesamtbevölkerung. Die im Land verbliebenen Menschen sind vielfach auf Nahrungsmittelhilfen angewiesen, vor allem Familien mit Kindern und BewohnerInnen der Großstädte.
Venezuela ist eines von 80 Ländern, denen am heutigen UN-Welternährungstag sowie dem tags darauf am 17. Oktober folgenden Internationalen Tag der Beseitigung von Armut besondere Aufmerksamkeit zukommen sollte. Denn es sind jene Länder, die im vergangene Woche veröffentlichten aktuellen Welthunger-Index 2023 in die „Hungerniveau-Kategorien“ mäßig, ernst und sehr ernst eingestuft sind. Zentrale Aussage des Reports: Die „Polykrisen“ unserer jetzigen Zeit haben zuvor erreichte Fortschritte bei der Reduzierung von Hunger und Armut in vielen Länder der Welt verlangsamt, wenn nicht gar umgekehrt. Die Zahl der unterernährten Menschen habe sich erhöht, aktuell leiden 735 MillionenMenschen unter zu wenig zu essen, 2017 waren es „nur“ 572 Millionen.
Notküchen
„Unsere Partner in Venezuela haben in ihren Zentren Notküchen eingerichtet, damit Kinder und Jugendliche wenigstens einmal am Tag eine warme Mahlzeit bekommen“, berichtet Reinhard Heiserer, Geschäftsführer der österreichischen Hilfsorganisation Jugend Eine Welt, über aktuelle Maßnahmen im Kampf gegen Armut und Hunger. Das Schulessen ist für viele Kinder (nicht nur in Venezuela) überhaupt das einzige, das sie erhalten. „Lernen mit leerem Bauch ist schwer“, sagt Jugend Eine Welt-Mitarbeiter Wolfgang Wedan, der sich zur Zeit in Venezuela aufhält, um die Don Bosco-Projektpartner bei der Verstärkung ihres Angebotes für bedürftige Kinder und Jugendliche zu unterstützen. Denn speziell die Zahl an Straßenkinder, um die man sich so gut es geht kümmert, ist wieder stark angestiegen. Wedan über die dramatische Situation in Venezuela: „Das Geld hier ist nichts mehr wert, die Menschen ernähren sich vom Müll, Trinkwasser zu kaufen ist unleistbar und jenes aus den Leitungen macht krank.“
Ähnliche wie in Venezuela versuchen in Haiti die langjährigen Don Bosco-Projektpartnerinnen von Jugend Eine Welt in ihren Einrichtungen mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln, an die 16.000 junge Menschen mit Essen zu versorgen und ihnen einen halbwegs regulären Schulunterricht zu bieten. Der Karibikstaat kämpft nicht nur mit den Folgen der schweren Naturkatastrophen der vergangenen Jahre, sondern ist politisch völlig destabilisiert, kriminelle Banden beherrschen weite Teile des Landes. Viele HaitianerInnen versinken immer tiefer in Armut und Hoffnungslosigkeit. „Die von uns betreuten Kinder sind oft traumatisiert, sie mussten etwa miterleben, wie ihren Familienmitgliedern Gewalt angetan wurde“, berichtete Schwester Jolicoeur Rose Monique, die jüngst zu Besuch bei Jugend Eine Welt in Wien weilte, um gemeinsame Fördermöglichkeiten auszuloten.
Im Report zum Welthunger-Index 2023, erstellt von der deutschen Welthungerhilfe, heißt es unter anderem, dass „Schulspeisungen ein wichtiges Instrument sind, damit mehr Kinder in die Schule gehen und sich durch eine bessere Ernährung auf das Lernen konzentrieren können.“ Die jeweilige Hungersituation in den Ländern wird im Index mit dem WHI-Wert abgebildet – 0 heißt kein Hunger und ist der beste Wert, 100 hingegen der schlechteste. Venezuela liegt bei 17,3 (2015: 11,1) und somit in der fünfstufigen, bei niedrig beginnenden WHI-Schweregradskala im zweiten Bereich mäßig, Haiti mit 31,1 (2015: 30,1) im dritten Bereich Ernst. Die Lage in Ländern wie Madagaskar mit 41 und der Zentralafrikanischen Republik (42,3) ist schon Sehr ernst. Gravierend wird es ab dem Wert 50. Im Index liegt in diesem Bereich derzeit kein Land, anders als noch im Jahr 2000. Aber die Daten des laufenden Jahres sind noch nicht erfasst und gerade heuer haben viele Länder aufgrund der negativen Auswirkungen des Ukrainekrieges auf die Nahrungsmittelversorgung wieder mit extremen Hunger in ihren Bevölkerungen zu kämpfen. Und die Folgen der jüngsten Eskalation im Nahost-Konflikt werden sich auf den im nächsten Jahr zu erstellenden Index entsprechend auswirken.
Schokolade macht Schule
„Ein Lernen ohne Hunger, das ermöglichen wir beispielsweise jenen Kindern, die eine der insgesamt neun Volksschulen unserer Don Bosco-Projektpartner im bitterarmen Madagaskar besuchen“, berichtet Heiserer weiter. Dort erhalten die Kinder ein warmes Mittagessen, was „oft auch der Grunde ist, warum sie die Eltern überhaupt in die Schule gehen lassen.“ Seit nunmehr einem Jahr erhält das Schulprojekt eine besondere Unterstützung aus Österreich: Mit der Kooperations-Aktion „Schokolade macht Schule“ fließen 50 Cent pro verkaufter SchokoBanane vom bekannten Hersteller Zotter in das Projekt. Heiserer: „Wir sind sehr dankbar, wenn sich Unternehmen wie jenes der Familie Zotter über ihren Unternehmenszweck hinaus global und konkret in der Armutsbekämpfung und Bildungsförderung engagieren.“
Jugend Eine Welt unterstützt weltweit in zahlreichen Ländern Bildungs- und Ausbildungszentren für benachteiligte Kinder und Jugendliche. In letzter Zeit mussten über einige dieser Zentren wieder akut notwendige Nahrungsmittelhilfen abgewickelt werden, da die Lebenssituation der Menschen durch Kriege, Katastrophen oder Krisen massiv bedroht wurden. Wie etwa in der Bürgerkriegsregion Tigray in Äthiopien, wo Schulen über zwei Jahre geschlossen waren und das Überleben wegen gesperrter Versorgungsstraßen ein täglicher Kampf war.
Um in solcherart von Hunger betroffenen Ländern jedoch auch eine dauerhafte Ernährungssicherheit für die Bevölkerung gewährleisten zu können – etwa durch bessere und widerstandsfähige Agrarsysteme – dafür braucht es unzweifelhaft die Hilfe anderer (westlicher) Staaten wie Österreich.
Appell für mehr Mittel
„Der Kampf gegen Armut und Hunger steht ja an erster und zweiter Stelle der insgesamt 17 Nachhaltigkeitsziele der Agenda 2030, des UN-Aktionsplanes für unsere eine Welt“, so Heiserer. Deshalb schließt sich Jugend Eine Welt dem am heutigen Tag erfolgten Appell des entwicklungspolitischen Dachverbands „AG Globale Verantwortung“ an, mit dem die Österreichische Bundesregierung aufgefordert wird, nicht nur das hohe Niveau des Auslandskatastrophenfonds aus dem Jahr 2022 von 105 Mio. Euro zu halten, sondern gleichzeitig die Entwicklungszusammenarbeit mit weiteren Mitteln schrittweise auszubauen. Diese sollten bis 2027 jährlich um jeweils 25 Mio. Euro aufgestockt werden. Eine Maßnahme, die man bei den diese Woche startenden Budgetverhandlungen für 2024 gleich berücksichtigen sollte. Heiserer abschließend: „Es wäre eine wichtiger Beitrag, damit die Entwicklungsziele 1 und 2 bis ins Jahr 2030 tatsächlich erreicht werden können.“
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