Im Jahr 2022 haben sich 227 Menschen aus Österreich entschieden, einen internationalen Freiwilligeneinsatz im Ausland zu absolvieren. Das geht aus dem Bericht „Hinein in die Welt – Internationale Freiwilligeneinsätze in Zahlen“ hervor, den WeltWegWeiser, Servicestelle für internationale Freiwilligeneinsätze, publiziert hat.
Der Bericht wurde am 30. Oktober 2023 in den Räumlichkeiten des österreichischen Parlaments präsentiert.
Europa als beliebteste Einsatzregion
Ähnlich wie in den Vorjahren erwies sich Europa erneut als die bevorzugte Region für Freiwilligeneinsätze, mit über einem Drittel der Freiwilligen. An zweiter Stelle folgten Mittel- und Südamerika sowie die Karibik. Die beliebtesten Länder sind Deutschland, Uganda und die USA mit jeweils 13 Freiwilligen, gefolgt von Israel/Palästina mit 12 Personen. Auf dem dritten Platz liegen Ecuador und Costa Rica mit jeweils 10 Freiwilligen im Jahr 2022.
Individuelle Erfahrungen mit Mehrwert
Rund 150 Menschen fanden sich im Parlament ein, um nicht nur den Zahlen zu lauschen, sondern auch den Erfahrungen der Freiwilligen. „Ich habe schon vorher überlegt, einen Beruf im sozialen Bereich zu ergreifen,“ sagt Anna Wigelbeyer, die in Georgien ihren Freiwilligeneinsatz gemacht hat. „Die Arbeit mit den Kindern und Jugendlichen in der Einsatzstelle hat mich darin bestärkt.“
Sein Blickwinkel auf Ressourcen habe sich geändert, beschreibt Jason Schreiber, der 12 Monate in Tansania war. „Jetzt gehe ich viel sorgsamer mit Wasser um.“ Angelika Meirhofer lobt nach ihrem Einsatz in Kenia vor allem die tolle Arbeit der Kolleg:innen vor Ort.
Sophia Stanger, Moderatorin des Abends und ehemalige Projektleiterin von WeltWegWeiser fasst zusammen: „Internationale Freiwillige und ihre Erfahrungen leisten einen wertvollen Beitrag für die Gesellschaft und den interkulturellen Dialog.“
Bei Diversität der Freiwilligen gibt es noch Aufholbedarf
Ähnlich wie in den vorherigen Jahren zeigt der aktuelle Bericht erneut auf: Die Chance auf einen internationalen Freiwilligeneinsatz ist oft Menschen mit höherer Bildung vorbehalten.
So hat der überwiegende Teil der Freiwilligen Matura oder sogar einen Universitätsabschluss. Freiwillige mit Lehrabschluss gibt es wenige. Diese Ungleichheit hat verschiedene Gründe, wobei fehlende zeitliche und finanzielle Ressourcen oft eine große Rolle spielen. Genauere Gründe und Handlungsmöglichkeiten wird WeltWegWeiser in den nächsten zwei Jahren im Rahmen einer Machbarkeitsstudie untersuchen. In Bezug auf das Geschlecht der Freiwilligen zeigt sich, dass im Jahr 2022 ein Großteil der Freiwilligen Männer waren. Dies liegt wohl auch daran, dass ein Freiwilligendienst ab 10 Monaten bei manchen Organisationen als Zivilersatzdienst anrechenbar ist. Auch bei inklusiven Freiwilligeneinsätzen ist noch Luft nach oben: Obwohl sich nach der Pandemie wieder mehr Menschen mit Behinderungen und Beeinträchtigung für Freiwilligeneinsätze interessieren, müssen auch hier noch Barrieren abgebaut werden. „Ein internationaler Freiwilligeneinsatz ist eine Möglichkeit, den eigenen Horizont zu erweitern, wertvolle Erfahrungen zu sammeln und neue Menschen und Kulturen kennenzulernen. Als WeltWegWeiser setzen wir uns dafür ein, dass alle Menschen, die das möchten, eine Chance auf den internationalen Freiwilligeneinsatz haben“, bekräftigt Barbara Stranzinger, interimistische Projektleiterin von WeltWegWeiser.
Einsatzzahlen noch nicht auf Niveau vor der Pandemie
Die Zahl an internationalen Freiwilligeneinsätzen flaut im Vergleich zu den Vorjahren leicht ab. Im Jahr 2018 gab es 289 Einsätze, im Jahr 2020 war ein Rückgang auf 244 Einsätze zu verzeichnen. 2022 sind die Zahlen nun weiter auf 227 gesunken.
Mögliche Gründe dafür gibt es viele: Ungewissheit im Zusammenhang mit der Pandemie, Katastrophen, Unsicherheiten und Krisen in den Einsatzländern ebenso wie psychosoziale Belastungen für junge Menschen. Außerdem gilt zu bedenken, dass ein qualitativ hochwertiger Freiwilligeneinsatz eine lange Vorlaufzeit hat. Die Entscheidung über einen internationalen Freiwilligeneinsatz fällt oft lange vor der Ausreise, eine gute Vorbereitung nimmt Zeit in Anspruch und manche Freiwillige sind 10-12 Monate im Einsatz. Viele Rückkehrer:innen von 2022 haben also ihre Vorbereitung während der ungewissen Pandemiezeit absolviert. „Es erfüllt uns mit großer Freude zu sehen, dass sich trotz der Pandemie und weiterer weltweiter Unsicherheiten viele Freiwillige für einen interkulturellen Austausch im Ausland entschieden haben – selbst wenn wir in diesem Bericht sehen, dass die Einsatzzahlen 2022 niedriger als vor der Pandemie waren,“ sagt Sophia Stanger.
Hohe Anforderungen, hoher Anspruch, fehlende Ressourcen
Die Partnerorganisationen von WeltWegWeiser stehen immer noch vor vielfältigen Herausforderungen. Die Einhaltung anspruchsvoller rechtlicher Standards, die Erfüllung der Anforderungen von Fördergeber:innen und der zunehmend komplexer werdende Prozess von Anträgen und Berichten stellen eine Belastung dar. Diese Schwierigkeiten werden durch begrenzte finanzielle Ressourcen zusätzlich erschwert – eine große Herausforderung für die Arbeit der Organisationen. Gleichzeitig haben sich aber die gesetzlichen Rahmenbedingungen für freiwilliges Engagement verändert. WeltWegWeiser begrüßt die Novellierung des Freiwilligengesetzes in Österreich und hofft auf weitere Regelungen für internationale Freiwilligeneinsätze, die künftig diese wichtige Form des Engagements fördern und anerkennen.
Den gesamten Bericht zum Download finden Sie hier
WeltWegWeiser ist ein Projekt getragen von Jugend eine Welt und gefördert von der Österreichischen Entwicklungszusammenarbeit. Die Organisationen des WeltWegWeiser Netzwerks haben sich gemeinsamen Qualitätsstandards (https://www.weltwegweiser.at/organisation-finden/qualitaetsstandards/) verpflichtet, um seriöse und nachhaltige Freiwilligeneinsätze zu fördern.
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