Wien, 9. August 2018 - Österreich soll EU-Präsidentschaft nutzen, um Jugendarbeitslosigkeit in Afrika zu bekämpfen / (Frauen-)Bildung ist wichtigster Schlüssel.
Anlässlich des Internationalen Tags der Jugend am 12. August appelliert die Hilfsorganisation Jugend Eine Welt an die österreichische Bundesregierung, ihre EU-Präsidentschaft zu nutzen, um ambitionierte Initiativen zur Bekämpfung der Jugendarbeitslosigkeit in Afrika auf den Weg zu bringen – beispielsweise im Rahmen eines ehrgeizigen „Zukunftspaktes mit Afrika“ mit starker Bildungs- und Ausbildungskomponente.
„Bis zum Jahr 2030 werden in Afrika rund 25,6 Millionen junge Arbeitskräfte im Alter von 15 – 29 Jahren auf den Arbeitsmarkt drängen – sie alle brauchen Jobs, die es derzeit nicht ausreichend gibt. Gerade weil Sicherheit und die Bekämpfung der so genannten illegalen Migration zu den wichtigsten Anliegen der österreichischen Ratspräsidentschaft zählen, muss es ihr daher ein großes Anliegen sein, die Zukunftsperspektiven von Afrikas Jugend nachhaltig zu stärken“, ist Jugend Eine Welt-Geschäftsführer Reinhard Heiserer überzeugt. „Finanzielle Mittel allein reichen dafür nicht aus, es braucht eine kohärente Gesamtstrategie, in der beispielsweise subventionierte EU-Exporte nach Afrika bzw. unfaire Handelsabkommen gestoppt werden, die vor Ort Arbeitsplätze vernichten. Stattdessen müssen gezielt Jobs für junge Menschen geschaffen werden und das idealerweise in Zukunftsbereichen wie alternativer Energie, nachhaltiger Landwirtschaft oder Informations- bzw. Kommunikationstechnologie.“
(Frauen-)Bildung wichtigster Schlüssel
Eine ernst gemeinte Bildungs- bzw. Ausbildungsinitiative in Afrika ist insbesondere aufgrund der aktuellen demografischen Entwicklung ein Gebot der Stunde: Schon jetzt leben rund 1,2 Milliarden Menschen auf dem Kontinent, von denen etwa 500 Millionen jünger als 25 Jahre sind. Und die Bevölkerung könnte sich bis 2050 verdoppeln und bis 2100 vervierfachen, wenn nicht gegengesteuert wird. Reinhard Heiserer: „Von zentraler Bedeutung ist, dass alle Mädchen zur Schule gehen und möglichst lange in der Schule bleiben. Das führt nachweislich zu niedrigeren Geburtenraten: In Afrika südlich der Sahara liegt die Geburtenrate bei Frauen ohne Bildung bei durchschnittlich 6,7, während sie bei Frauen mit Grundschulbildung auf 5,8 und bei Frauen mit Sekundarbildung auf 3,9 fällt.“ Zudem müsse alles daran gesetzt werden, „NEETS“* zu verhindern – junge Menschen, die weder zur Schule gehen noch arbeiten. Besonders viele männliche „NEETS“ gibt es laut einem Bericht der ILO im nördlichen Afrika (16,7 % der 15-24-Jährigen). Sie haben so gut wie keine Zukunftsperspektiven, sind überdurchschnittlich armutsgefährdet und besonders anfällig für Rekrutierungsversuche extremistischer Kräfte.
Don Bosco-Berufsbildung in 33 afrikanischen Ländern
In zahlreichen afrikanischen Ländern fördert Jugend Eine Welt qualitative Bildungs- und Ausbildungsprojekte, die insbesondere benachteiligten Kindern und Jugendlichen vor Ort Zukunftsperspektiven eröffnen. Dabei stehen immer häufiger Zukunftsbranchen im Vordergrund, wie beispielsweise bei einem von Jugend Eine Welt und der Österreichischen Entwicklungszusammenarbeit geförderten Projekt in Äthiopien, bei dem junge SolartechnikerInnen ausgebildet werden. Die Trainingszentren an vier Standorten sind Teil des Netzwerkes „Don Bosco Tech Afrika“, das 97 Einrichtungen in 33 afrikanischen Ländern umfasst und Berufsausbildung für mehr als 30.000 junge Menschen gewährleistet. „Für alle diese jungen Menschen ist Migration kein Thema mehr: Sie wissen, dass ihre Zukunft nicht in Europa liegt, sondern in ihren eigenen Händen“, sagt Reinhard Heiserer. „Und sie können sicher sein, einen guten Job zu finden. Denn Bildung bei Don Bosco bedeutet immer Bildung für Herz, Hirn und Hand, sie hat den ganzen Menschen und seine Potenziale im Blick. Es geht also nicht nur um gute fachliche Qualifikation, sondern auch um Soft Skills wie Zuverlässigkeit, Teamgeist, Verantwortungsgefühl. Das macht die Don Bosco-Absolventen bei unseren Wirtschaftspartnern so gefragt.“
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