617 Millionen Kinder weltweit sind wegen mangelhafter Schulbildung von Armut bedroht.
„Bildung überwindet Armut“, das ist das Motto der österreichischen Hilfsorganisation Jugend Eine Welt. Doch damit ist nicht jegliche Form von Bildung gemeint. Anlässlich des Weltarmutstages am 17. Oktober weist Jugend Eine Welt auf besorgniserregende neue Forschungsergebnisse der Weltbank und des UN Statistik-Institutes (UIS) hin, die Ende September veröffentlicht wurden: Demnach können weltweit 617 Millionen Kinder trotz mehrjährigen Schulbesuchs weder lesen noch schreiben bzw. keine einfachen mathematischen Aufgaben lösen.
„Alle diese Kinder sind in besonderem Ausmaß armutsgefährdet, mit schlimmen Auswirkungen für die Gesellschaften, in denen sie leben“, so Jugend Eine Welt-Geschäftsführer Reinhard Heiserer. Investitionen in qualitätsvolle Bildung seien angesichts dieser „Bildungskrise“ ein Gebot der Stunde - auch im Zusammenhang mit den Nachhaltigen Entwicklungszielen der UNO, die alle Staaten der Welt auffordern, bis spätestens 2030 Bildungsqualität und gute Lehrerausbildung sicherzustellen.
Laut dem neuem „Welt-Entwicklungsbericht“ der Weltbank waren Drittklässler in Kenia, Tansania und Uganda nicht in der Lage, den Satz „Der Name des Hundes ist Fido“ zu verstehen. Drei Viertel der Schüler der dritten Klasse in indischen Landschulen konnten Subtraktionen mit zweistelligen Zahlen wie 46 - 17 nicht bewältigen. Und vier Fünftel der Schüler, die vor dem Abschluss der 2. Klasse in Ghana und Malawi standen, konnten einfache Worte wie „der“ oder „Katze“ nicht entziffern.
Besonders benachteiligt sind Kinder in Subsahara-Afrika bzw. in Zentral- und Südasien: Hier haben 88 bzw. 81 Prozent der jungen Menschen beim Eintritt ins Erwachsenenalter keine ausreichenden Grundkenntnisse im Lesen, während der diesbezügliche Prozentsatz in Nordamerika und Europa bei „nur“ 14 Prozent liegt.
Die Ursachen für dieses Lern-Desaster sind mannigfaltig, wie Jugend Eine Welt aus eigener Projekt-Erfahrung bestätigt. Reinhard Heiserer: „Millionen Kinder, die unterernährt oder krank sind, die aus ärmsten Familien stammen und neben der Schule hart arbeiten müssen, haben von Anfang an schlechte Lernchancen. Beispielsweise mussten unsere Projektpartner in Haiti ein Ausspeisungprogramm starten, da viele Kinder mit leerem Magen in die Schule kamen - so war sinnvolles Lernen nicht möglich.“
Millionen Kinder haben aufgrund von Konflikten, Umweltkatastrophen, Diskriminierung, Behinderung oder anderen Barrieren nach wie vor keinen Zugang zu Grund- bzw. Sekundarschulbildung. Und in vielen Regionen gibt es schlichtweg zu wenige Schulen, was Eltern vor die Herausforderung stellt, für die kostspielige Unterbringung ihrer Kinder in Schulnähe aufzukommen. Vermeintlich preiswerte Privatunterkünfte sind dabei häufig mit einem hohen Risiko von Ausbeutung und Missbrauch verbunden.
In den von Jugend Eine Welt geförderten Don Bosco-Projekten erhalten benachteiligte Kinder die Chance auf qualitätsvolle Bildung, die ihren Bedürfnissen und Potenzialen entspricht. „Kein Kind zurücklassen“ heißt, dass auch nachholende Bildung ermöglicht wird. Beispielweise in der „Nachholschule“ der österreichischen Don Bosco Schwester Hildegard Litzlhammer im ärmsten Stadtteil von Kinshasa in der Demokratischen Republik Kongo.
Hier können 200 Mädchen im Alter von elf bis 20 Jahren, die noch nie zur Schule gegangen sind, im Rahmen eines dreijährigen Intensivkurses ihre Grundschulbildung nachholen und dann eine Lehre machen - ihre Chancen auf dem Arbeitsmarkt sind ausgezeichnet. Jugend Eine Welt ist überzeugt: Die richtige Bildung überwindet Armut!
Mehr Informationen vom (Aus-)Bildungsprojekt in Kinshasa finden Sie hier.
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